Die Insel Madagaskar, von der die Kattas und Mohrenmakis ursprünglich stammen, besitzt eine einzigartige Flora. Die für die Insel charakteristischen Affenbrotbäume wirken mit ihrem ausgesprochen dicken Stamm und der kleinen Krone, die aussieht wie ein Wurzelballen, wie vom Himmel gefallen. Und was ist mit den Didierea-Pflanzen, die den südlichen Dornenwald bilden? Das sind Sukkulenten mit langen Trieben und riesigen Dornen. Es ist eine echte Herausforderung, diese ganz spezielle Flora in unseren Breiten zu imitieren.
Charakteristisch
Viele Pflanzenarten, die in den madagassischen Tropen vorkommen, würden in den Niederlanden im Freien nicht überleben. Zudem dürfen die Pflanzen für die Tiere natürlich nicht giftig sein. Oder allzu verlockend, denn dann bleibt von ihnen nichts übrig. In vielen Fällen arbeiten wir mit Doppelgängern, also mit Pflanzen, die ihren madagassischen Pendants auf gewisse Weise ähneln. Anknüpfungspunkt ist oft ein ins Auge fallendes Merkmal: beispielsweise typische Blattformen oder -farben, Blüten, Dornen oder eine auffällige Borke.
Schnabel-Yucca
Auf vielen Fotos von Madagaskar sieht man die Sisal-Agave (Agave sisalana) mit ihren dicken, spitzen und länglichen Blättern. Die ursprünglich südmexikanische Agave wurde wegen ihrer nutzbaren Fasern auf der ganzen Welt angebaut. So auch auf Madagaskar, wo die Agave gut gedeiht. Kattas fressen die Blüten dieser Pflanze. Als Doppelgänger wächst in Burgers’ Park die blaublättrige Yucca (Yucca rostrata), die Kälte viel besser verträgt. Die Pflanze verdankt ihren Beinamen „Schnabel-Yucca“ der Form ihrer Samen.
Stachelige Dorne
Ein anderes Merkmal vieler Pflanzen auf Madagaskar sind Dornen. Das gilt beispielsweise für die laubabwerfende Fettpflanze Alluaudia procera, die den Beinamen „Madagaskar-Ocotillo“ trägt. Sie ähnelt nämlich dem Kalifornischen Federbuschstrauch oder Ocotillo aus der Sonora-Wüste (Fouquieria splendens), der auch in Burgers’ Desert wächst. Als Doppelgänger finden sich im neuen Außengehege Baumaralie (Kalopanax septemlobus) und Täuschende Stachelesche (Zanthoxylum simulans).
Kork-Eiche
Um das außergewöhnliche Außengehege zu vervollständigen, fiel die Entscheidung auf die immergrüne Kork-Eiche (Quercus suber). Ein großes Exemplar steht in Reichweite des Besucherwegs. Ihre äußerst raue Borke, die aus dicken, rissigen Schichten besteht, wirkt, als würde sie aufplatzen. Die isolierende Schicht schützt den Baum vor Bränden. Wo andere Bäume vollkommen niederbrennen, kann der Stamm der Kork-Eiche einen Waldbrand überleben und anschließend wieder frisch austreiben. Eine praktische Taktik, um in Südeuropa und Nordafrika zu überleben, wo Naturbrände nichts Ungewöhnliches sind.
Kork
Die Gewinnung von Kork erfolgt noch immer in Handarbeit und muss sehr präzise durchgeführt werden. Der Baum selbst darf nämlich nicht beschädigt werden. Die erste Korkernte kann stattfinden, wenn die Bäume etwa 25 Jahre alt sind. Anschließend dauert es jedes Mal etwa zehn Jahre, bis die Korkschicht wieder dick genug ist, um geerntet zu werden. Glücklicherweise werden die Bäume älter als zweihundert Jahre.
Insgesamt ist es uns gelungen, das neue Außengehege für die Kattas und Mohrenmakis wie eine Insel voller auffälliger Pflanzen zu gestalten, die sich deutlich von der sie umgebenden Veluwer Landschaft abhebt.