Greifen haben den Kopf oder Oberkörper eines Adlers und den Unterleib eines Löwen. Damit symbolisiert ihre Gestalt die Herrschaft über die Erde (Löwe) und den Himmel (Adler). Der Greif hat die Ohren eines Pferdes und einen Hahnenkamm, der aus Fischschuppen zu bestehen scheint. In östlichen Kulturen trägt er häufig eine Seitenlocke, in westlichen Kulturen wird er eher mit einer lockigen Mähne dargestellt.
Man kennt dieses mythologische Mischwesen auch unter dem Namen „Vogel Greif“. Er ist riesig und sehr stark. Alte Quellen beschreiben seine Ausmaße als „achtmal so groß wie ein Löwe“. Greifen können mühelos ein Pferd samt Reiter anheben und diese Beute zu ihrem Nest tragen. In Erzählungen heißt es, dass Menschen Greifen durch die Luft fliegen sahen, die ein Pferd in ihren mächtigen Klauen trugen. Greifen hassen Pferde und fressen, wenn sie ausgewachsen sind, täglich mehrere von ihnen. Ihre Jungen füttern sie hingegen mit Menschenfleisch, weil das leichter verdaulich ist.
Greifen schützen einen unermesslichen Goldschatz: Ihre Nester sind mit purem Gold ausgekleidet, das sie selbst sammeln. In einer anderen Quelle heißt es, Greifen bewachten Gold und Edelsteine „am Ursprung der Sonne“. Derselben Quelle zufolge bedecken sie ihre Nester mit Gold und Smaragden, um giftige Tiere abzuschrecken. Die spitze Form ihrer Ohren soll darauf zurückzuführen sein, dass sie immer wachsam lauschen müssen, um Gefahren rechtzeitig wahrzunehmen – insbesondere die Gefahr, dass jemand ihr Gold stehlen könnte. Aufgrund dieser Wachsamkeit werden Greifen auch gerne auf Wappen und Emblemen abgebildet. Der Greif symbolisiert ferner die göttliche Macht und die Bewahrung des Göttlichen.
Der Greif ist ein Fabelwesen sowohl der griechischen als auch der skythischen Mythologie. Im alten Ägypten und in Mesopotamien waren Greifen ebenfalls bekannt. Seit dem Mittelalter trifft man Geschichten über Greifen auch in Westeuropa an. Den Erzählungen zufolge leben diese Fabelwesen hinter den Gipfeln der höchsten Berge Indiens und Arabiens. Man nimmt an, dass der Mythos des Greifen auf Skelettfunde einer Dinosaurierart mit einem vogelähnlichem Kopf (Protoceratops) zurückgeht. Die Griechen brachten Greifen mit dem Sonnengott Apollon in Verbindung, während die Römer sie als Handlanger der Nemesis, der Göttin der Rache, betrachteten.
Greifen sollen sich in einem fortwährenden Krieg mit dem Volk der Arimaspen befunden haben. Der Überlieferung nach versuchten diese Menschen, die nur ein Auge in der Mitte der Stirn hatten, immer wieder das Gold zu stehlen, das die Greifen in ihren Nestern bewachten. Dies könnte auch den Hass der Greifen gegen Pferde erklären, denn die Arimaspen ritten auf Pferden in die Berge, wenn sie nach den Greifennestern suchten.
Gift, das man aus den Klauen eines Greifen trank, sollte vollkommen unschädlich sein. Wenn ein Becher, der aus einer Greifenklaue gefertigt war, in die Nähe von Gift geriet, veränderte er außerdem sofort seine Farbe. Hörner von Greifen, die für viel Geld verkauft wurden, stammten vermutlich in Wirklichkeit von asiatischen Steinböcken.
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6 Februar 2025