Ein Werwolf ist eine mythologische Kreatur, die hauptsächlich in der europäischen Volksüberlieferung vorkommt. Es handelt sich um einen Menschen, der sich nachts in einen Wolf verwandelt und in dieser Gestalt andere Menschen und Tiere angreift und teilweise auch frisst. Meist findet diese Verwandlung bei Vollmond statt. In seiner menschlichen Gestalt erkennt man einen Werwolf an seinen gelben Augen und den zusammengewachsenen Augenbrauen. Häufig wachsen ihm Haare aus den Ohren und den Nasenlöchern. Weitere Anzeichen sind stark behaarte Hände und Zeigefinger, die länger als die übrigen Finger sind. Außerdem reagieren Haustiere heftig auf Werwölfe in Menschengestalt: Katzen fauchen, Hunde bellen, Pferde steigen. Ein Werwolf ist mit dem Teufel im Bunde und es ist dessen Anwesenheit, die die Tiere riechen. Werwölfe sind im Allgemeinen aggressiv und jähzornig.
Der Teufel selbst soll den Werwolf erschaffen haben. Er formte einen grauenvollen Kopf aus faulendem Holz, ein Herz aus Stein und einen Körper aus unverrückbaren Baumwurzeln und füllte diesen Leib mit kaltem Feuer. Aber Werwölfe können auch auf anderen Wegen entstehen, beispielsweise wenn ein Mensch einen Wolfsgürtel anlegt, der aus Menschenhaut gefertigt ist. Oder wenn jemand einen bestimmten Zauberspruch aufsagt, während er sich mit einer Salbe aus Katzenfett, Anissamen und Opium einreibt. Auch wer das Gehirn eines Wolfes isst und Wasser aus seinen Fußabdrücken trinkt, wird zum Werwolf. Und schließlich verwandelt sich auch derjenige in einen Werwolf, der einen Pakt mit dem Teufel schließt oder von einem Werwolf gebissen wird.
Wenn ein Paar sieben Söhne in Folge bekommt (ohne eine Tochter dazwischen), ist einer dieser sieben Jungen ein Werwolf. In der Regel ist es der jüngste Sohn. Man kann einen Werwolf nicht töten. Wenn ein Werwolf tödlich getroffen wird – was nur mit einer silbernen Kugel möglich ist –, verwandelt er sich sofort in einen Menschen zurück. Wenn die Kreatur verwundet wird, behält sie die Wunde auch in ihrer menschlichen Gestalt. Zwischen 1520 und 1630 sollen in Frankreich 30.000 Fälle von Werwolfs-Verwandlungen registriert worden sein. Werwölfe, die man gefangen nahm, sollen vor Gericht gestellt und gehängt worden sein.
In der griechischen Mythologie wird Lykaon von Zeus in einen Wolf verwandelt, nachdem er dem Göttervater Menschenfleisch aufgetischt hat, um ihn auf die Probe zu stellen. Lykaon hatte seinen eigenen siebenjährigen Sohn getötet und dessen Fleisch gekocht. Er wollte die Allwissenheit des Göttervaters testen und ihn dazu verleiten, ein grauenvolles Verbrechen zu begehen, indem er Menschenfleisch essen würde. Zur Strafe für diesen Frevel musste Lykaon fortan als Wolf durchs Leben gehen. Seine Geschichte hat in unserer Kultur ihre Spuren hinterlassen. So lautet beispielsweise der wissenschaftliche Name des Afrikanischen Wildhunds Lycaon pictus. Wir begegnen ihm auch in dem Begriff der klinischen Lykanthropie, einer psychischen Störung, bei der die Betroffenen unter der Wahnvorstellung leiden, dass sie sich in einen Wolf verwandeln oder verwandelt haben, nur rohes Fleisch essen und sich mit den Füßen hinter den Ohren kratzen.
itler ließ sich vom Mythos des Werwolfs inspirieren. Im Sommer 1944, als Deutschland durch die Alliierten zunehmend unter Druck geriet, ließ er Heinrich Himmler das Kommando „Werwolf“ aufstellen, das von SS-Obergruppenführer Hans-Adolf Prützmann geleitet wurde. Diese Organisation sollte verdeckte Attentate, Sabotage- und Guerilla-Aktionen verüben. Tagsüber sollten sich die Mitglieder nichts anmerken lassen und ihren gewohnten Aufgaben nachgehen und nur nachts zuschlagen. Daher der Bezug zu den Werwölfen. Das Kommando löste sich nach der deutschen Kapitulation wieder auf, aber es ist bekannt, dass die „Werwölfe“ noch kurz zuvor (im März 1945) den von den Alliierten eingesetzten neuen Bürgermeister von Aachen, Franz Oppenhoff, ermordeten.
Dank des beliebten Kinderbuchautors Paul van Loon kennen wir glücklicherweise auch freundliche Werwölfe. Van Loon hat die Figur Viktor Werwolf geschaffen: ein ahnungsloser Junge, der eines Tages plötzlich begreift, dass er sich bei Vollmond in einen Werwolf verwandelt. Zum Glück ist er nicht der einzige. Viktor schließt eine enge Freundschaft mit Noura, einem Mädchen, das sich ebenfalls als Werwolf entpuppt. Gemeinsam erleben die beiden spannende Abenteuer, die schon mehrfach mit Kinderbuchpreisen ausgezeichnet wurden.
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