Für eine Reihe von Tierarten bestehen Auswilderungsprojekte: Tiere, die in Zoos geboren wurden, werden unter der Aufsicht eines Biologen-Teams wieder in freier Wildbahn angesiedelt. Dies geschieht – in der Regel, wenn die Tiere noch jung sind – in Gebieten, die zum ursprünglichen Lebensraum der Art gehören, in denen das Tier jedoch lokal ausgestorben oder sein Bestand drastisch zurückgegangen ist. Oft sind Wiederansiedlungsprojekte viel aufwendiger, als es klingt, aber wenn es möglich und zu verantworten ist, arbeiten wir als Zoo sehr gerne daran mit. In dieser Ausgabe geht es um die Rückkehr der Przewalski-Pferde in die Mongolei.
Das Projekt zur Wiederansiedlung der Przewalski-Pferde in der Mongolei ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte, zur der wir als Zoo einen Beitrag leisten durften. Unser Tierarzt Henk Luten hat bei diesem Projekt eine aktive Rolle gespielt und ist zweimal selbst in die Mongolei gereist, um Pferde zu begleiten, die für diese Initiative gespendet worden waren. Das Ehepaar Jan und Inge Bouwman und die mit ihnen befreundete Annette Groeneveld waren die treibende Kraft hinter dem erfolgreichen Projekt, dem wir in diesem Artikel die verdiente Aufmerksamkeit zukommen lassen möchten.
Im Jahr 1967 wurde das letzte Przewalski-Pferd, auch Mongolisches Pferd genannt, in freier Wildbahn in der Mongolei gesichtet. Glücklicherweise hatte man um 1900 einige Fohlen in Zoobestände aufgenommen, sodass es dort noch eine kleine Population von Przewalski-Pferden gab. Bald wurde beschlossen, mit diesen Tieren eine Zucht aufzubauen, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Um 1977 gab es weltweit wieder etwa 300 Przewalski-Pferde, 1997 war die Zahl auf 1450 Exemplare gestiegen. Dank der Bemühungen und der Finanzierung des Ehepaars Bouwman und Annette Groenevelds konnten 1991 die ersten Pferde im mongolischen Nationalpark Chustain Nuruu ausgewildert werden.
Zunächst wurden Przewalski-Pferde, die aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Tierparks stammten, in sechs verschiedenen Naturschutzgebieten in den Niederlanden und Deutschland untergebracht, in denen sie halbwild leben konnten. Man siedelte sie im Naturpark Lelystad (Flevoland), in Noorderheide (Veluwe), De Ooijpolder (bei Nimwegen), De Goudplaat (Noord-Beveland), Meppen (Deutschland, in Grenznähe zu den Niederlanden) und in Klosterwalde (nördlich von Berlin) an. Dort lebten die Tiere über viele Jahre und sorgten für reichlich Nachwuchs. Regelmäßig wurden Hengste ausgetauscht, um eine möglichst vielfältige genetische Basis zu erzielen. Der Burgers‘ Zoo spendete selbst Przewalski-Pferde für das Projekt und unser Tierarzt Henk Luten übernahm die veterinärmedizinische Betreuung für sämtliche Pferde, die in den niederländischen Naturparks gehalten wurden. Im Labor führte die niederländische „Stiftung für den Erhalt und Schutz des Przewalski-Pferds“ zunächst umfangreiche Erbgut-Untersuchungen an allen verfügbaren Przewalski Pferden durch, um die genetisch wertvollsten Tiere für die Wiederansiedlung auszuwählen. Auf diese Weise bekam das Auswilderungsprojekt eine wissenschaftlich fundierte Basis, die auf sorgfältig erhobenen, exakten Daten beruhte. Tierarzt Henk Luten betreute alle Pferde medizinisch (auch präventiv) und begleitete die Transporte der Tiere von einem Naturpark zum anderen.
Ab 1991 wurden die ersten Przewalski-Pferde aus den Niederlanden in die Mongolei gebracht, wo sie zunächst in einem sehr großen eingezäunten Areal in der Nähe des Nationalparks Chustain Nuruu untergebracht wurden, damit sie sich in Ruhe an ihr neues Lebensumfeld gewöhnen konnten. Henk Luten hat zwei dieser Flugzeug-Transporte, 1995 und 2005, persönlich begleitet. Die erste Reise im Jahr 1995 war besonders abenteuerlich. Sowohl die Pferde als auch die menschlichen Passagiere reisten mit der russischen Fluggesellschaft Aeroflot in einer altmodischen Iljuschin, einem russischen Militärtransportflugzeug, ohne jeglichen Komfort. Tatsächlich wurden Menschen und Pferde zusammen im Laderaum in die mongolische Steppe geflogen, in dem für die Menschen lediglich die mitgebrachten Strohballen als Sitzmöglichkeiten zur Verfügung standen.
Mit Zwischenstopps in Moskau und Nowosibirsk landete die Iljuschin schließlich nach einer insgesamt 36-stündigen Reise auf dem Flughafen von Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Die zwölf Przewalski-Pferde wurden ausgeladen und von den Einheimischen fast wie Götter begrüßt, so glücklich waren sie, dass ihr Nationalsymbol nach Hause zurückkehrte. Vom Flughafen in Ulan-Bator aus dauerte es noch Stunden, bis die Pferde und ihre Begleiter im Nationalpark Chustain Nuruu ankamen. Die Mongolen sind ein echtes Reitervolk und für ihre Reitkünste bekannt. Dass nun das Przewalski-Pferd in seine Heimat zurückgebracht wurde, war ein sehr emotionales Ereignis. Nicht nur für die „Stiftung für den Erhalt und Schutz des Przewalski-Pferds“ und ihre Mitarbeiter, sondern für die gesamte mongolische, überwiegend buddhistische Bevölkerung.
Heute gibt es in der Mongolei dank dieses Auswilderungsprojekts wieder eine stabile Population von Przewalski-Pferden. Eine Population mit einer guten genetischen Grundlage und guten Zukunftsaussichten. Dies ist ein wunderbares Praxisbeispiel dafür, wie man als Zoo bei Projekten zur Wiederansiedlung in freier Wildbahn wirklich etwas bewirken kann.
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