Für viele bedrohte Tierarten wurden europaweit Zuchtprogramme entwickelt, an denen alle Mitglieder der „Europäischen Vereinigung für Zoos und Aquarien“ (European Association of Zoos and Aquaria, EAZA) teilnehmen, die eine betreffende Tierart in ihrem Bestand haben. Die EAZA bezeichnet dieses Projekt als „Europäisches Erhaltungszuchtprogramm“, aber treffender wäre der Begriff „Europäisches Populationsmanagement-Programm für bedrohte Tierarten“. Schließlich geht es dabei um weitaus mehr als nur um die Zucht. In dieser Reihe analysieren wir am Beispiel einiger konkreter Tierarten, mit welchen Herausforderungen sich Biologen konfrontiert sehen. In dieser Ausgabe: der Löwe.
Was den Löwen in dieser Rubrik so besonders macht: Es gibt kein europäisches Zuchtprogramm bzw. Populationsmanagement-Programm für den Löwen! Obwohl die Löwenpopulation in freier Wildbahn rückläufig ist, befinden sich die Zoos in einer sehr günstigen Situation. Die Zucht von Löwen ist so erfolgreich, dass viele Tiere inzwischen ein Verhütungsmittel verabreicht bekommen: in einigen Fällen vorübergehend, in anderen dauerhaft.
In den 1960er Jahren war die Zucht von Löwen noch sehr schwierig: Obwohl in europäischen Zoos immer wieder Jungtiere zur Welt kamen, wurden diese in den allermeisten Fällen nicht sehr alt. Oft wurden die Jungen von ihren Müttern getötet, manchmal sogar gefressen. An sich ist dies kein unnatürliches Verhalten: Auch wenn eine Löwin sich in freier Wildbahn bedroht fühlt, kommt es vor, dass sie ihre Jungen tötet. Der Burgers‘ Zoo war zu dieser Zeit bereits bemerkenswert erfolgreich mit der Löwenzucht. Dies hatte jedoch zur Folge, dass langfristig die meisten Löwen in Europa und Nordamerika mit der Arnheimer Population verwandt waren.
Der Burgers‘ Zoo hatte begriffen, dass ein sicheres, geschütztes und abgelegenes Gehege für trächtige Löwinnen unerlässlich für das Überleben der Jungen ist. Eine trächtige Löwin muss einen Rückzugsort haben, an dem sie sich vollkommen sicher und wohl fühlt – und an dem sie weder von Menschen noch von Artgenossen gestört wird. In dieser Zeit war es zudem durchaus üblich, ältere oder verstoßene Jungtiere mit der Flasche zu füttern. In manchen Fällen wurden die Löwenjungen auch von einem Hund als Ersatzmutter großgezogen.
Damals wurde dieses Wissen als Geheimnis gehütet, während wir es heute – zum Glück – sofort mit anderen Zoos teilen würden. Wenn andere Tierparks eine bestimmte Art ebenfalls erfolgreich züchten, ist das gut für die gesamte Zoopopulation dieser Art. Außerdem hält es die genetische Variation innerhalb der Population so vielfältig wie möglich.
Viele Löwinnen bekommen vom Tierarzt eine Verhütungsspritze verabreicht. Dabei handelt es sich um ein vorübergehendes Verhütungsmittel, das in leicht abgewandelter Form auch beim Menschen eingesetzt wird. Auch Sterilisation ist möglich. Dies ist jedoch ein dauerhafter Eingriff und nicht rückgängig zu machen. Die Sterilisation kann sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Löwen durchgeführt werden. Bei männlichen Tieren ist außerdem eine Kastration möglich, die jedoch bei vielen Löwenmännchen zur Folge hat, dass ihnen die Mähnen ausfallen. Auch bestimmte natürliche Verhaltensweisen, die normalerweise hormonell gesteuert werden, können sich im Falle einer Kastration dramatisch verändern.
Es ist wichtig, dass Zoos einen regelmäßigen Austausch untereinander pflegen. Wenn jeder Zoo seine Löwen vorübergehend oder dauerhaft mit Verhütungsmitteln behandeln würde, gäbe es keinen Nachwuchs mehr. Und das wiederum ist für die zukünftige Zoopopulation nicht wünschenswert. Trotz der derzeit günstigen Situation bleibt also eine sorgfältig koordinierte und gut vernetzte Zuchtplanung wichtig, auch wenn es kein offizielles Zuchtprogramm gibt.
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