Am 12. Juli 2017 wurde Burgers’ Mangrove als jüngstes Öko-Display im Burgers’ Zoo offiziell eröffnet. Ein Öko-Display ist sehr dynamisch und komplex, es ist niemals „fertig“, sondern befindet sich fortwährend in Entwicklung. Inzwischen besteht die Mangrove seit gut einem Jahr und wir können einige sehr interessante Entwicklungen feststellen!
Für Mangrovenbäume ist es typisch, dass sie relativ langsam wachsen. Pflanzen, die in einem so extremen, feindlichen Klima überleben können – wo die Sonne stundenlang am Himmel brennt und das Wasser häufig salzhaltig ist –, wachsen weniger schnell als beispielsweise Pflanzen im tropischen Regenwald. In Burgers’ Mangrove sind allerdings nicht ausschließlich Mangrovenbäume zu bewundern: Landeinwärts geht das Mangrovengebiet allmählich in tropischen Trockenwald über, wie es auch in Belize der Fall ist. Dieser Wald wächst so schnell, dass wir dort bis zu siebenmal im Jahr Pflanzen zurückschneiden müssen. Aber auch die Mangrovenbäume entwickeln sich erstaunlich gut. Erstaunlich deswegen, weil wir bei ihrer Umsiedlung von der ursprünglichen Halle in Burgers’ Mangrove einkalkuliert hatten, dass viele Pflanzen leiden würden. Zum Glück haben wir jedoch nur wenige Pflanzen verloren. Etwas ganz Besonderes ist, dass die Asiatische Mangrove kürzlich zum ersten Mal seit Eröffnung der Mangrove geblüht hat!
Auch die etwa zwanzig Schmetterlingsarten in der Mangrove entwickeln sich gut. Im vergangenen Jahr haben einige Studenten das Verhalten unserer Schmetterlinge und ihre bevorzugten Aufenthaltsorte in der Halle erforscht. Um sie leichter erkennen zu können, wurden die Schmetterlingsflügel mit winzigen Zahlen gekennzeichnet. Durch diese Untersuchung haben wir wertvolle Erkenntnisse über unsere Schmetterlinge gewonnen. Viele Arten haben sich in der Mangrove auf natürliche Weise fortgepflanzt, mit dem Ergebnis, dass die Wirtspflanzen von den Raupen erheblich angefressen wurden. Die Suche nach einem natürlichen Gleichgewicht, in dem sich einerseits die Schmetterlinge fortpflanzen und andererseits die Wirtspflanzen nicht kahl gefressen werden, stellt weiterhin eine Aufgabe dar. Auffallend ist auch, dass wir inzwischen viel weniger Schmetterlinge im Wasser vorfinden als in der ersten Zeit nach Eröffnung der Halle, wo derartige Unfälle häufiger vorkamen. Wahrscheinlich ist dafür der stärkere Pflanzenbewuchs verantwortlich, denn dadurch nutzen die Schmetterlinge die Halle vermutlich anders als zu Anfang.
Die verschiedenen Buntbarsch-Arten in der Mangrove gedeihen prächtig, wie wir gehofft und erwartet hatten. Wir haben jetzt ein Stadium erreicht, in dem wir in die nächste Phase des Ökosystems eintreten: die Einführung einiger Raubfischarten. Neben den lebendgebärenden Hechten, die bereits nach wenigen Monaten eingeführt wurden, haben wir kürzlich auch Gemeine Knochenhechte ausgesetzt. Diese sollen den Zuwachs an jungen Buntbarschen so weit eindämmen, dass ein neues natürliches Gleichgewicht entsteht.
Auch bei den Vögeln in der Mangrove sind interessante Entwicklungen zu beobachten. So haben wir in den vergangenen Wochen einen Indigofink ausgesetzt. Dieses noch junge Tier hat noch nicht ganz die Färbung eines erwachsenen Indigofinken erreicht. Wir hoffen, ihm im Laufe des Jahres ein Weibchen zur Seite stellen zu können. Die Jakarinifinken, im Niederländischen auch „Tanzmeister“ genannt, haben bereits mehrere Gelege aufgezogen. Den Beinamen verdanken sie ihrem auffälligen Balzverhalten, bei dem das Männchen von einem Ast mehrmals aus dem Stand in die Höhe springt und mit den Flügeln schlägt, bevor es wieder landet. Die Rotkardinäle fühlen sich sehr wohl und haben ebenfalls bereits Nistverhalten an den Tag gelegt. Als eiweißreiches Futter für die Jungen haben sie jedoch bedauerlicherweise viele Blaue Morphofalter gefangen. Aus diesem Grund haben wir schließlich entschieden, fortan in der Mangrove nur noch eine Gruppe männlicher Rotkardinäle zu halten. Bei den Gelben Pfeifgänsen stehen wir vor einer anderen Herausforderung: Sie lieben das angepflanzte Seegras. An sich dürfen sie davon ruhig etwas fressen, jedoch nicht zu viel. Wir behalten die weitere Entwicklung aufmerksam im Auge.
Nach einem etwas schüchternen Anfang, bei dem die Winkerkrabben sich häufig auf der großen Schlammfläche versteckten, zeigten sie sich schon bald immer häufiger. Insbesondere bei Ebbe sind manchmal Dutzende dieser außergewöhnlichen Tiere auf dem Schlamm zu entdecken. Die Männchen präsentieren dabei ihr typisches Wink-Verhalten – unter Einsatz ihrer größeren Schere. Die Winkerkrabben sind zudem seit der Eröffnung ein ganzes Stück gewachsen, sodass man sie – nicht nur dank ihrer abgelegten Scheu – nun häufig ausgezeichnet beobachten kann.
Inzwischen züchten wir sogar vor den Kulissen der Mangrove sowohl Mangrovenbäume als auch Fische mit Erfolg. Vor ein paar Wochen ist ein großer Fischtransport mit Dutzenden selbst gezüchteten Mangrovenfischen in das Aquarium auf Gran Canaria abgereist. Junge Mangroven, die wir frisch angepflanzt hatten, entwickeln jetzt die charakteristischen Luftwurzeln. Wir haben gelernt, dass Pflanzen, die in Lava gezüchtet wurden, sich weniger gut entwickelten als in Lehm gezogene Pflanzen. Vorübergehend stehen deshalb die Pflanzen aus der Lava hinter den Kulissen, wo wir sie in Lehm einpflanzen. Sie sollen später samt Lehm in die Lava zurückgesetzt werden.
Wir hoffen, in einigen Monaten erneut ein interessantes Update über die Entwicklungen in der Mangrove geben zu können. Typisch für ein Öko-Display ist, dass sich das Ökosystem auf natürliche Weise immer weiter entwickelt – und das Team aus Biologen und Tierpflegen fortwährend vor neue, manchmal durchaus komplexe Herausforderungen stellt.