Im Burgers’ Zoo bevorzugen wir in unserem Bestand Tiere, die ihre Jungen selbst, also ohne die Hilfe von Tierpflegern, aufziehen. Jungtiere lernen von der Mutter und/oder vom Vater wichtige Fähigkeiten, die später buchstäblich lebensnotwendig sind. Bei einigen Tierarten spielt das Vatertier in dieser Hinsicht sogar eine wichtigere Rolle als die Mutter. Bei mehreren Arten übernehmen die älteren Geschwister eine unterstützende Rolle bei der Aufzucht der Jungen, und bei anderen Arten ist sogar die ganze Gruppe an der Ausbildung der Jungen zu vollwertigen erwachsenen Gruppenmitgliedern beteiligt. Wenn Jungtiere von Menschen großgezogen werden, werden ihnen viele lebenswichtige, artspezifische Fähigkeiten während des Heranwachsens nicht vermittelt. Solchen Tieren fällt oft schwer, sich anschließend in eine Gruppe von Artgenossen zu integrieren. Manchmal jedoch gibt es triftige Gründe, sich für die Handaufzucht zu entscheiden. In dieser Ausgabe geht es um die Handaufzucht bei Königsgeiern.
Jahrelang hat der Burgers’ Zoo das europäische Populationsmanagement-Programm für Königsgeier geleitet. Als wir schließlich mit dem Bau des Ökodisplays Mangrove begannen, mussten die Königsgeier ihren Platz räumen und wurden in einen anderen Zoo verlegt. Aber bis zu dieser Zeit war es uns mehrfach gelungen, diese Vögel zu züchten. Einmal hatten wir allerdings ein Pärchen, das zwar problemlos befruchtete Eier legte, diese aber nicht ausbrüten konnte, weil das Männchen sie ein ums andere Mal aufpickte. Aus diesem Grund verlegten wir uns in diesem speziellen Fall notgedrungen auf die Handaufzucht. Denn genetisch nahmen beide Vögel im europäischen Populationsmanagement-Programm eine wichtige Rolle ein und ihr erhoffter Nachwuchs würde im Stammbuch eine wichtige Blutlinie bilden.
Bei der nächsten Gelegenheit wurde also das Ei rasch aus dem Nest geholt, bevor das Männchen es wieder zerstören konnte. Im Brutkasten wurde dieses Ei erfolgreich ausgebrütet. Wir brachten Spiegel darin an, um den Jungvogel auf seine eigene Art zu prägen, und vor dem Brutkasten platzierten wir einen ausgestopften erwachsenen Königsgeier. Junge Königsgeier wachsen eher langsam. Zu Anfang bilden sie ein weißes Daunenkleid, bei dem der Kopf ausgespart bleibt – aber ein kahler Kopf ist natürlich typisch für die meisten Geierarten. Das Junge wurde ständig im Brutkasten gehalten, um die richtige Temperatur für einen jungen Königsgeier zu gewährleisten.
Mit einer Pinzette fütterten die Tierpfleger den frisch geschlüpften Vogel mit einem speziellen Menü: den Eingeweiden von Eintagsmäusen, die in Pepsin eingeweicht worden waren, um eine Art Vorverdauung zu bewirken. Pepsin enthält physiologische Salze und stammt aus den Labmägen von Kälbern. Es wird (zum Gerinnen) auch bei der Herstellung von Käse eingesetzt. Die Fütterung begann also mit winzigem Futter, denn schon eine Eintagsmaus an sich ist nicht besonders groß, geschweige denn ihre Eingeweide. Als der Vogel heranwuchs, lösten die (ebenfalls in Pepsin eingelegten) Eingeweide von Ratten die Innereien von Eintagsmäusen ab. Mit zunehmender Größe bekam der junge Vogel Fleischstücke und schließlich ganze Mäuse und Ratten, die er selbst fressen konnte.
Zum Glück war die Handaufzucht dieses Königsgeiers ein Erfolg. Es handelte sich um ein junges Weibchen, das sich später mit einem nicht verwandten Männchen paarte und selbstständig Junge aufzog, ohne dabei die Hilfe von Menschen zu benötigen. Königsgeier-Paare bleiben ein Leben lang zusammen. Deshalb konnte das junge Weibchen nach der Handaufzucht nicht zu seinen Eltern gesetzt werden. Sie hätten die Anwesenheit ihres Sprösslings nicht zu schätzen gewusst, sobald das junge Weibchen alt genug war, um das elterliche Nest zu verlassen. Glücklicherweise haben wir schnell einen Partner für das handaufgezogene Tier gefunden, und schon bald hatte dieses Paar eigenen Nachwuchs!
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