Für eine Reihe von Tierarten bestehen Auswilderungsprojekte: Projekte, bei denen Tiere, die in Zoos geboren wurden, unter der Aufsicht eines Biologen-Teams wieder in freier Wildbahn angesiedelt werden. Dies geschieht – in der Regel, wenn die Tiere noch jung sind – in Gebieten, die zum ursprünglichen Lebensraum der Art gehören, in denen das Tier jedoch lokal ausgestorben oder sein Bestand drastisch zurückgegangen ist. Oft sind Wiederansiedlungsprojekte viel aufwendiger, als es klingt, aber wenn es möglich und zu verantworten ist, arbeiten wir als Zoo sehr gerne daran mit. Teilweise geht es um Auswilderungsprogramme in fernen Ländern, aber auch in unseren heimischen Gefilden gibt es entsprechende Projekte für bedrohte Tierarten. Diesmal berichten wir von der erfolgreichen Wiederansiedlung des Waldrapps, eines Ibisvogels.
Vor langer Zeit erstreckte sich das Verbreitungsgebiet des Waldrapps von Nordafrika bis in den Nahen Osten und auf einen Großteil Südeuropas. Leider hat sich das natürliche Vorkommen dieses Ibisvogels inzwischen drastisch reduziert: auf lediglich zwei Standorte in Marokko. Bis vor einigen Jahren bestand auch eine Kolonie in der Nähe von Palmyra in Syrien, aber aufgrund der Kriegsgewalt in dieser Region sind dort höchstwahrscheinlich alle Waldrappe verschwunden. Das ist eine beunruhigende Entwicklung. Glücklicherweise gibt es aber auch gute Nachrichten zu vermelden: In den europäischen Zoos lebt eine große Population von Waldrappen und ein erfolgreiches Zuchtprogramm, das mit verschiedenen Wiederansiedlungsprojekten verknüpft ist, trägt erste Früchte.
Der Burgers’ Zoo spielt eine bescheidene Rolle bei diesen Projekten, indem er eine Gruppe von Waldrapp-Weibchen in Arnheim beherbergt. Die europäische Zoopopulation hat nämlich einen Überschuss an Weibchen, und um erfolgreiche Brutpopulationen zu schaffen, muss natürlich auch ein guter Platz für diejenigen Weibchen eingerichtet werden, die vorerst keinen Platz in einer solchen Brutgruppe gefunden haben. Sollte in einer Brutkolonie aufgrund natürlicher Umstände (Geburten und Tode, die sich auf das Geschlechterverhältnis innerhalb der Gruppe auswirken) ein Mangel an Weibchen entstehen, dann können Vögel aus dem Burgers’ Zoo diese Kolonien als Ergänzung verstärken. In Arnheim schlüpfen folglich keine Waldrappe aus dem Ei, aber wir betreuen eine wichtige Reservepopulation von Weibchen dieser Tierart, die vor Kurzem von der IUCN von stark gefährdet auf gefährdet heruntergestuft wurde. Diese Neubewertung ist zum Teil dem Zuwachs aus Tierparks zu verdanken, der an verschiedenen Orten in Marokko und auch in Europa erfolgreich eingeführt wurde.
Warum ist die Wildpopulation der Waldrappe so drastisch zurückgegangen? Ein Großteil des natürlichen Lebensraums, in dem diese Ibisse ihre Nahrung fanden, wurde in Agrarflächen umgewandelt. Zudem haben die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide viele Opfer unter den Vögeln gefordert. Auch die Jagd auf Waldrappe wurde zu einem ernsten Problem. Heutzutage ist die Vogelart besser geschützt und der marokkanische Vogelschutz setzt sich in Zusammenarbeit mit anderen Parteien stark dafür ein, die beiden verbliebenen Kolonien zu erhalten: mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Vögel wieder zunimmt. Die wichtigere der beiden Kolonien in Marokko befindet sich in der Region Souss Massa, wo die Vögel seit 1993 wissenschaftlich untersucht werden. Auch die zweite marokkanische Kolonie wird inzwischen genau überwacht. Im Jahr 2019 lebten schätzungsweise 700 Waldrappe in Marokko.
Wie bereits erwähnt, gibt es auch in Europa Bemühungen, den Waldrapp wiederanzusiedeln. Westlich von Gibraltar, in La Janda, wurde eine kleine Population von Waldrappen ausgesetzt. Die Vögel sind in europäischen Zoos zur Welt gekommen und werden von spanischen Naturschützern engmaschig überwacht. In Österreich und Deutschland werden in Seekirchen am Wallersee und in Überlingen am Bodensee junge Waldrappe aus verschiedenen europäischen Zoos von Hand aufgezogen. Die Jungvögel lernen von ihren menschlichen Zieheltern, einem Ultraleichtflugzeug zu folgen, was sie zu immer längeren Flügen befähigt. Wenn sie groß und erfahren genug sind, werden sie im WWF-Reservat Oasi Laguna di Orbetella in der Toskana (Italien) ausgesetzt. Waldrappe sind von Natur aus Zugvögel, und die Vögel, die alt genug sind, fliegen circa im April spontan in Gruppen zurück nach Österreich und Süddeutschland an ihre „Geburtsorte“ (d.h. dorthin, wo sie aufgezogen wurden). Das Projekt funktioniert!
Der Burgers’ Zoo beteiligt sich sehr gerne an so großartigen, hoffnungsvollen Projekten zur Wiederansiedlung gefährdeter Arten. Die europäischen Zoos können durch ihre Zusammenarbeit tatsächlich eine wichtige Rolle für die Arterhaltung spielen: in diesem Fall, indem sie Vögel züchten, die in die freie Wildbahn entlassen und dort überwacht werden.
Am Freitagmorgen, den 26. Juli 2024, sind zwei ältere Elefantenweibchen aus dem Belfast Zoo (Nordirl…
26 Juli 2024
Als die zehn Gorillas im Burgers’ Zoo am heutigen Dienstag ihr Außengehege betraten, erwartete sie e…
21 November 2023
Ende Oktober hat das Schimpansen-Weibchen Laura im Königlichen Burgers’ Zoo ein Junges zur Welt gebr…
30 Oktober 2023