In unserem Zoo leben Hunderte außergewöhnlicher Tierarten. Im Rahmen der europäischen Programme zum Populationsmanagement für gefährdete Arten finden regelmäßig Tiertransporte zwischen Zoos in ganz Europa (und manchmal auch darüber hinaus) statt. Die Planung und Organisation solcher Transporte ist sehr aufwendig, und natürlich spielen dabei auch das natürliche Verhalten und die spezifischen Eigenschaften einer Tierart eine große Rolle. In dieser Serie stellen wir eine Reihe besonderer Tiertransporte vor. Dieses Mal: das Zebra.
In unserem Park leben Böhm-Zebras, eine Unterart des Steppenzebras, das nur in Ostafrika vorkommt. Zebras sind zumeist in großen Herden anzutreffen, die aus kleineren Einheiten bestehen: Harems und Junggesellengruppen. Ein Harem wiederum besteht aus einem Alphahengst und einer Alphastute sowie häufig noch einigen Stuten und deren Jungen. Die Junggesellengruppen bestehen aus jungen Hengsten, die von ihren Vätern – manchmal ziemlich unsanft – aus dem Harem verjagt worden sind und nun auf die Gelegenheit lauern, mit einigen Stuten einen eigenen Harem zu gründen. Es ist wichtig, diese soziale Gruppenstruktur zu berücksichtigen, wenn man einen Zebratransport organisiert.
Zunächst ist es von Vorteil, zwei oder mehr Zebras aus derselben Gruppe gleichzeitig zu transportieren. Auf diese Weise schafft man eine vertraute Umgebung für die Tiere, denn sie können ihre Artgenossen riechen und hören. Aber angenommen, ein fast erwachsener Hengst wird von seinem Vater aus dem Harem gejagt und es gibt in der bestehenden Situation keinen Platz für eine Junggesellengruppe? Dann kann es natürlich auch vorkommen, dass man ein einziges Zebra in einen anderen Tierpark transportieren muss.
Wenn ein Tier in seinem festen Harem oder seiner festen Junggesellengruppe im Stall steht und der Tierarzt dieses Tier aus der Ferne mit einem Betäubungsgewehr betäuben möchte, dann laufen die Tiere oft sehr geschickt durcheinander. Das erschwert es dem Tierarzt, das richtige Tier ins Visier zu bekommen, und er muss mit der nötigen Geduld auf die richtige Schussmöglichkeit warten. Da Zebras sehr gestresst sein können, wird ihnen zwei Tage vor dem Transport mit einem Pfeil und dem Betäubungsgewehr ein Langzeit-Antipsychotikum (Beruhigungsmittel) gespritzt, das zehn bis vierzehn Tage lang wirkt. Der Vorteil dabei ist, dass während des Transports, aber auch bei der Ankunft und in den Folgetagen das Tier entspannt ist und weniger auf Veränderungen reagiert. In puncto Wohlbefinden und beim Kennenlernen der neuen Artgenossen ist das ein enormer Vorteil.
Da das Tier niemals freiwillig in den Anhänger oder Wagen laufen würde, muss es am Transporttag betäubt werden. Bei Zebras verwenden wir ein Narkosemittel, das reversibel ist und auch nur die Hälfte der Menge für eine Vollnarkose ausmacht. Mit dieser niedrigen Dosierung ist das Tier so desorientiert, dass es in den Anhänger hineinläuft. Wenn es dann im Wagen steht, gibt der Tierarzt ihm eine Gegenmittel-Injektion, wodurch das Tier innerhalb von zwei Minuten wieder hellwach ist. Auf diese Weise kann das wache, aber entspannte Zebra sicher transportiert werden. Durch das oben beschriebene Langzeit-Antipsychotikum verlaufen der Transport und die Gewöhnung an die neuen Lebensumstände und die Artgenossen für das Tier aber deutlich ruhiger.