Auf diesen Moment haben Biologen und Tierpfleger im Königlichen Burgersʼ Zoo lange hingearbeitet: Heute Morgen konnten die ersten fünf selbst gezüchteten Winkerkrabben auf der Schlammfläche im Ökodisplay Mangrove ausgesetzt werden. Die Zucht von Winkerkrabben ist ein heikler Prozess, der sehr viel Sorgfalt verlangt und weltweit echte Pionierarbeit darstellt. Die winzigen Larven ernähren sich von noch winzigerem tierischem Plankton, und gleichzeitig müssen die Qualität, Temperatur und Bewegungen des Wassers strenge Vorgaben erfüllen.
Nach etwa anderthalb bis zwei Wochen sprintet das Weibchen aus der Höhle ins Wasser, um die Eier abzusetzen, aus denen kurz darauf winzige Larven schlüpfen. Sowohl in der Aufzuchtanlage als auch vor den Kulissen müssen die Tierpfleger in diesem Moment sofort handeln: So schnell und effizient wie möglich werden die Larven aus dem Wasser gefischt und in ein anderes System gebracht. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie in einem Filter enden oder – in der Mangroven-Halle vor den Kulissen – von anderen Tieren gefressen werden.
Die winzigen Larven fressen winzige Nahrung: Rädertierchen (Brachionus), also tierisches Plankton bzw. Zooplankton. Um das tierische Plankton am Leben zu halten, wird auch winziges pflanzliches Plankton (Phytoplankton) gezüchtet, das den Rädertierchen als Nahrung dient. Darüber hinaus müssen sich die Larven fortwährend im Wasser bewegen: Dafür muss in einem sogenannten „Kreisel“ (ein kreisförmiges, vertikal aufgestelltes Aquarium) eine konstante, sehr feine Strömung sichergestellt werden. Sorgfalt und Präzision sind für das Überleben der außerordentlich empfindlichen und verletzlichen Winkerkrabben-Larven absolut unerlässlich.
Die Larven durchlaufen drei Stadien und häuten sich mehrmals, um zu wachsen: Nach dem ersten Larvenstadium (Zoea-Stadium), in dem sie sich fünf- bis sechsmal häuten, erreichen sie nach einer Transformation das Stadium der „Winkerkrabbe mit Schwanz“ (Megalopa-Stadium). Nach weiteren zwei bis drei Häutungen befinden sie sich schließlich im Stadium einer Miniatur-Winkerkrabbe ohne Schwanz. Der gesamte Entwicklungsprozess von der Larve zu einer 0,5 Zentimeter großen Winkerkrabbe dauert etwa drei bis vier Wochen. Nach gut sechs Monaten ist die Winkerkrabbe erwachsen.
Das Mangroven-Team arbeite unter Leitung der Biologen Max Janse, Arun Idoe und Nicole Grol. Tierpfleger Tim te Vruchte: „Das Besondere ist, dass wir vieles durch Ausprobieren lernen mussten, weil über die Zucht von Winkerkrabben noch so wenig bekannt ist. Vieles wurde bisher nie wissenschaftlich beschrieben. Wir leisten also wirklich bahnbrechende Pionierarbeit.“
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