Tiger, Erdmännchen und Gorillas stehen ganz oben auf der Wunschliste nahezu jedes Zoobesuchers. Niemand will bei einem Zoobesuch auf diese Tierarten verzichten. Aber mindestens genauso schön ist es, wenn man Besucher überrascht und sie mit Tieren in Kontakt bringt, die weniger bekannt – jedoch nicht weniger spannend – sind! Seit der Eröffnung von Burgers‘ Mangrove haben die Winkerkrabben schon viele Herzen erobert. Deshalb hier einige Informationen über das Leben dieser Krabben auf der Schlammfläche.
Über fünfhundert Winkerkrabben bewohnen die Schlammfläche der Mangrove. Die Salzwasserpriele, die sich dort befinden, teilen sie sich mit Garnelen, einigen Fischarten und den viel größeren Pfeilschwanzkrebsen. An Land jedoch stehlen die Winkerkrabben allen anderen Tieren die Show.
Guten Beobachtern ist es möglicherweise schon aufgefallen: Es gibt zwei verschiedene Arten von Winkerkrabben zu entdecken. Beide Arten haben keinen gültigen deutschen Namen. Deshalb verwenden wir die wissenschaftlichen Namen und Übersetzungen ihrer englischen Namen. Die kleinere Art hat einen graugrünen Panzer mit einer Breite von maximal 2,1 Zentimetern und heißt Uca rapax, „Watt-Winkerkrabbe“ oder auch „Westatlantik-Winkerkrabbe“. Diese Winkerkrabben-Art findet man unter anderem in Belize, sodass sie perfekt zu dem mittelamerikanischen Thema der Halle passt. Tatsächlich reicht ihr Verbreitungsgebiet von den Küsten des Golfs von Mexico über die Karibik bis nach Brasilien. Diese kleinen Krabben bekommen in unserer Halle Verstärkung von Uca tangeri, der „Westafrikanischen Winkerkrabbe“, deren natürlicher Lebensraum von Portugal bis zur Westküste Afrikas reicht. Der Panzer dieser Krabbe ist häufig violett, manchmal auch orange gefärbt. Mit ihrem rund fünf Zentimeter breiten Panzer zählt die Uca tangeri zu den größten der insgesamt etwa hundert Winkerkrabben-Arten.
Die ersten Monate in der Mangrove waren sowohl für die Krabben als auch für die Biologen des Zoos sehr spannend. Winkerkrabben werden nur in wenigen Zoos gehalten und in keinem davon leben so viele Tiere zusammen auf einer so großen Fläche. Die eigentlich scheuen Krabben haben sich schnell daran gewöhnt, dass sich die Besucher in unmittelbarer Nähe befinden. Bereits nach wenigen Tagen schossen sie nicht mehr bei jeder Begegnung sofort in ihre Höhlen. Im Gegenteil, sie ließen sich schon bald von ihren Unternehmungen nicht mehr ablenken. Bei Winkerkrabben bedeutet „Unternehmungen“ in den meisten Fällen „Nahrungsaufnahme“. Sie ernähren sich von mikroskopisch kleinen Algen sowie pflanzlichen und tierischen Abfällen aller Art. Bei den Männchen kommt als weitere Aktivität das Winken mit ihrer vergrößerten Schere hinzu. Die Krabben sind außerdem inzwischen gewachsen und zeigen ein zunehmend erwachseneres Verhalten. Das bedeutet bei den männlichen Exemplaren, dass sie wie „ein starker Mann“ winken, durchaus schon einmal mit Rivalen eine Runde Winkerkrabben-Judo ausfechten, für eine angenehme Höhle in der Schlammlandschaft sorgen und weiblichen Krabben den Hof machen. Wenn sie erfolgreich sind, findet in den Höhlen die Paarung statt. Mittlerweile wurde bereits beobachtet, dass die weiblichen Krabben tatsächlich mit einer männlichen Krabbe in die Höhle gehen. Es wurden sogar schon die ersten weiblichen Krabben mit Eiersäcken unter dem Hinterleib gesichtet. Das Larvenstadium ist eine sehr sensible Phase, in der es zu hohen Verlusten kommen kann – auch in der Natur. Nicht ohne Grund legt ein Krabbenweibchen pro Fortpflanzungsperiode bis zu 30.000 Eier! Leider ist es daher nicht selbstverständlich, dass wir auf Anhieb eine gut funktionierende Winkerkrabbenzucht haben werden. Aber es ist auf jeden Fall erwiesen, dass die Winkerkrabben sich in der Mangrove wohlfühlen und eine sehr schöne Bereicherung für unsere Besucher sind.
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