In der stillen Zeit während der Corona-Schließung wurde eine neue Vogelart in den Zoobestand aufgenommen. Ein Pärchen Vietnamfasane ist in Burgers' Bush eingezogen. Das Gefieder des Männchens glänzt überwiegend in einem metallischen Dunkelblau, das Weibchen ist braun gefärbt. Bei beiden Geschlechtern ist die Haut um die Augen rot und unbefiedert. Die Vögel sind etwa 60 Zentimeter groß. Die Wahrscheinlichkeit, diese Fasane zu Gesicht zu bekommen, wenn der Zoo wieder öffnen darf, ist also ziemlich groß.
Der Vietnamfasan (Lophura hatinhensis) wurde 1964 entdeckt und erst 1975 durch Professor Võ Quý beschrieben. In manchen Teilen der Erde wird der Vietnamfasan deshalb auch „Võ Quý’s Fasan“ genannt. In seinem äußeren Erscheinungsbild stellte man seinerzeit viele Übereinstimmungen mit dem bereits bekannten Edwardsfasan (Lophura edwardsi) fest. Der größte Unterschied bestand in der Farbe der mittleren Schwanzfedern, die bei der Art hatinhensis weiß waren, bei edwardsi aber dunkelblau. Der Fasan wurde deshalb zunächst als eigene Art in der Gattung der Lophura beschrieben. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Farbe der Schwanzfedern bei beiden Arten sehr variabel ist. DNA-Untersuchungen haben nun bestätigt, dass es sich um ein und dieselbe Art handelt. Der wissenschaftliche Name wurde deshalb auf Lophura edwardsi festgelegt.
Der Vogel ist in Zentralvietnam endemisch, was bedeutet, dass er ausschließlich dort vorkommt. Er lebt in Wäldern mit starkem Unterwuchs. Zentralvietnam war jedoch lange Zeit Schauplatz eines Krieges, in dem chemische Entlaubungsmittel eingesetzt wurden. Nach dem Krieg ist durch intensive Landwirtschaft weiterer Lebensraum des Vietnamfasans verloren gegangen. Dadurch geriet diese Art stark unter Druck. In den letzten Jahren wurden kaum noch Vietnamfasane in der Natur gesichtet, und so gilt die Art heute als stark gefährdet und steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Es ist möglich, dass der Vogel in freier Wildbahn sogar schon ausgestorben ist.
Seit 1994 besteht ein EEP (Zuchtprogramm für bedrohte Tierarten) für den Vietnamfasan. Bei diesem Programm ging es von Anfang darum, in Tierparks geborene Vögel in der Natur auszusetzen, um die Art vor dem Untergang zu bewahren. Dafür ist es wichtig, dass die Population in den Tierparks möglichst stark und unverfälscht bleibt: ohne Inzucht, aber auch ohne Vermischung mit eng verwandten anderen Fasanenarten. In der Vergangenheit sind nämlich bei vielen privat gehaltenen Vögeln Hybridzüchtungen entstanden. Um diese hybriden Vögel aus dem Zuchtprogramm ausschließen zu können, werden genetische Untersuchungen bei Vögeln aus freier Wildbahn und bei Museumsexemplaren durchgeführt.
Damit der Auswilderungsprozess wirklich erfolgreich verlaufen kann, benötigt man umfassende Kenntnisse über das Verhalten der Vögel. Der EEP-Koordinator hat uns gebeten, ein Zuchtpärchen in Burgers’ Bush aufzunehmen, weil diese Umgebung dem natürlichen Habitat des Vietnamfasans ziemlich nahekommt. Daneben sind wir auch dazu aufgefordert worden, das Brut- und Schlafverhalten der Tiere zu untersuchen. Konkret sollen die Fragen geklärt werden, ob der Hahn sich an der Brutpflege beteiligt und in welchem Alter die Jungen selbständig werden. Was das Schlafverhalten angeht, werden wir beobachten, welche Bäume die Vögel wählen, in welcher Höhe sie ihre Schlafplätze einnehmen und ob sie mehrmals denselben Schlafplatz benutzen. Es wäre großartig, wenn wir auf diese Weise zur Erhaltung dieser Art einen Beitrag leisten könnten.
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