Steinkorallen (Scleractinia) sind die Basis prachtvoll-farbenfroher Korallenriffs und verdanken ihren Namen ihrem harten Kalkskelett. Die Vielfalt von Steinkorallen ist sehr groß: Weltweit gibt es über 800 verschiedene Arten.
Auf den ersten Blick erscheinen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Steinkorallen-Arten klar und deutlich: Eine wächst in Form eines Geweihs, die andere in Form einer Platte oder Schale und wieder eine andere hat lange Tentakel. Aber manchmal trügt der Schein. Einige Arten ähneln sich nämlich trotz augenfälliger Unterschiede sehr. Umgekehrt kann die gleiche Korallenart an der einen Stelle in Form einer Platte wachsen und unter anderen Umständen in Form eines Geweihs. Lichteinfall und Strömungsintensität spielen hierbei eine große Rolle. Auch die Farbe einer Koralle lässt wenig Rückschlüsse auf die Art zu. Sie wird nämlich von den Algen, die im Gewebe der Koralle leben, bestimmt. Kurzum: Es ist nicht einfach, Korallen auf den ersten Blick anhand ihrer gewachsenen Form oder ihrer Farbe voneinander zu unterscheiden. Es sind vielmehr die winzigen Unterschiede in der Form des Kalkskeletts und der Polypen, durch die manche Arten sich unterscheiden lassen. Diese Unterschiede sind häufig nicht mit bloßem Auge erkennbar. Auch für Spezialisten ist die Identifizierung von Steinkorallen keine leichte Aufgabe. Auf der ganzen Welt gibt es nur wenige Experten auf diesem Gebiet. Zudem führen Wissenschaftler bis heute noch Diskussionen über die korrekte Einteilung der verschiedenen Arten.
Auch im tropischen Korallenriff in Burgers’ Ocean ist eine große Vielfalt von Steinkorallen zu finden. In dem gigantischen Aquarium finden sich ungefähr 2000 Korallenkolonien aus geschätzt rund 100 unterschiedlichen Korallenarten. Wie viele Arten es genau sind, wissen wir nicht. Um dieses Mysterium zu entschlüsseln, wurde Mitte 2019 in Kooperation mit dem London Zoo das Korallen-ID-Projekt gestartet. Ziel dieses internationalen Projektes ist es zum einen, die verschiedenen Korallenarten mithilfe von Makro-Fotografie und genetischem Material besser zu erfassen. Zum anderen soll eine internationale Online-Datenbank entstehen, in der sowohl hochaufgelöste Bilder, als auch genetisches Material von so vielen Steinkorallen wie möglich gesammelt werden. Mithilfe dieser Datenbank können Korallen in Aquarien und in offenen Gewässern zukünftig leichter identifiziert werden. Es wird sogar darüber nachgedacht, ob die Datenbank dazu dienen kann, eine Erkennungssoftware für Steinkorallen zu entwickeln – eine Technik, die bei der Inventarisierung der niederländischen Flora und Fauna immer häufiger zum Einsatz kommt.
Das Korallen-ID-Projekt besteht aus verschiedenen Teilschritten: Zunächst werden alle Korallen in Burgers’ Ocean unter Wasser fotografiert, um die gewachsene Form, Größe, Verortung und Farbe der Kolonie innerhalb des Aquariums bildlich festzuhalten. So lässt sich die Kolonie später leichter wiederfinden. Dann werden von jeder Kolonie zwei kleine Stücke von ungefähr drei Zentimetern Größe eingesammelt: ein Stück, um die DNA der Koralle zu bestimmen, das andere, um ein hochaufgelöstes Detailfoto zu machen. Das erste Stück wird an ein Speziallabor in London geschickt, um die DNA, einen artenspezifischen genetischen Code, an dem die Korallenart erkennbar ist, zu bestimmen. Das zweite Stück wird zunächst lebend mit verschiedenen Vergrößerungseinstellungen detailliert fotografiert. Indem sämtliche Kennzeichen derart vergrößert festgehalten werden, lassen sich die Unterschiede zwischen den Korallen erkennen. Im Anschluss daran wird das lebende Stück Koralle der Wissenschaft geopfert, um das Kalkskelett fotografieren zu können. Das Kalkskelett ist nämlich erst dann gut sichtbar, wenn das Korallentier aus seinem Skelett herausgeholt worden ist – es enthält entscheidende Merkmale, um die Korallenart zu bestimmen. Es gibt übrigens keinen Anlass deswegen um die Koralle zu trauern. Unter den guten Bedingungen im Aquarium wachsen die Kolonien schnell. Ein drei Zentimeter großes Stück wächst innerhalb von drei Monaten nach.
Inzwischen sind anderthalb Jahre seit dem Start des Projektes vergangen. Von 35 Kolonien der am schwierigsten zu ermittelnden Korallenarten sind inzwischen Stücke nach London geschickt worden, um die DNA zu bestimmen. Von 19 Kolonien kennen wir bereits das Ergebnis – von einzelnen Arten wissen wir sogar schon den exakten Artennamen! Zudem wurden bereits 95 Arten unter Wasser fotografiert. Ein Student und später zwei ehrenamtliche Helfer haben sich engagiert um die Makro-Fotos gekümmert. 60 Korallen wurden bereits im Detail fotografiert. Schritt für Schritt nähern wir uns also den Antworten. Mithilfe der Detailfotos und der genetischen Informationen hoffen wir langsam dahinterzukommen, welche Korallenarten in Burgers’ Ocean wachsen.
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