Pinguine und Kälte: Beide scheinen untrennbar miteinander verbunden zu sein – zumindest in der Vorstellung vieler Menschen. Diese Vorstellung wird quasi mit der Muttermilch aufgesogen, und wir werden fortwährend damit konfrontiert. Beispielsweise entdecken wir schon in vielen Kinderbüchern Pinguine in Eis und Schnee. Es ist an der Zeit, dieses Bild zu differenzieren und einige interessante Informationen über Pinguine weiterzugeben. Denn es ist kein Zufall, dass diese bemerkenswerten Vögel uns Menschen so faszinieren.
Einige Wissenschaftler unterscheiden zwanzig verschiedene Pinguin-Arten, andere etwa siebzehn – abhängig davon, ob man einige Arten als selbstständige oder als Unterarten betrachtet. Nur sechs Pinguin-Arten leben am Südpol. Nebenbei bemerkt ziehen auch noch drei dieser sechs Arten vorübergehend nach Norden, wenn es richtig kalt wird (beispielsweise in Richtung der Falklandinseln). Man kann jedoch mit Fug und Recht behaupten, dass alle Pinguin-Arten auf der Südhalbkugel leben. Der Galapagos-Pinguin ist der nördlichste Bewohner unserer Erdkugel. Eisbären kommen im Gegensatz dazu nur auf der Nordhalbkugel vor, weshalb Pinguine in freier Wildbahn niemals zur Beute von Eisbären werden können.
Die Pinguine, die in unserem Tierpark leben, kommen in freier Natur an den Küsten des südlichen Afrikas vor, genauer gesagt in Südafrika und Namibia. Sogar auf der berüchtigten Insel Robben Island, wo Nelson Mandela jahrelang gefangen war, leben einige Brillenpinguine. Obwohl alle unsere Vögel in Tierparks aus dem Ei geschlüpft sind, wären sie in der Natur also an Temperaturen um 25 Grad gewöhnt. Und auch wenn sie in eiskaltes Wasser tauchen, besteht bei Nachtfrost und länger anhaltenden Temperaturen unter null Grad die reelle Gefahr, dass die Vögel erfrieren, wenn sie nicht über den Schutz einer Felsenhöhle verfügen. Wir können also dem Gerücht widersprechen, unsere Brillenpinguine hätten es in diesem heißen Sommer schwer! Ein kalter Winter mit Nachtfrösten birgt viel mehr praktische Probleme. In extrem strengen Wintern müssen die Tierpfleger die Brillenpinguine sogar vorübergehend in ein beheiztes Innengehege hinter den Kulissen bringen.
Auch wenn alle Pinguine schwarz-weiß sind: In der Biologie sind Theorien selten so klar in „weiß“ oder „schwarz“ zu unterteilen. Folglich sind hier Differenzierungen angebracht. Im südlichen Afrika steigt die Temperatur an der Küste nicht allzu oft über 25 bis 30 Grad, unter anderem aufgrund von starken, kühlenden Winden. Temperaturen von 30 bis 35 Grad sind also auch für unsere Pinguine wärmer, als sie es von Natur aus gewöhnt sind. Ebenso wie wir Menschen nehmen sie bei diesen hohen Temperaturen öfter ein erfrischendes Bad und lassen es, wenn es am heißesten ist, ruhiger angehen als sonst. In den Felsenhöhlen und an anderen schattigen Orten im Gehege finden sie zusätzliche Abkühlung, wenn sie sich einmal nicht ins Wasser stürzen. Der Körper der Pinguine kann sich außerdem dank einiger praktischer Anpassungen viel besser auf wechselnde Außentemperaturen einstellen als der menschliche Körper. So liegen zum Beispiel die Federn eines Pinguins wie Dachziegel dicht übereinander. Darunter befindet sich eine isolierende Luftschicht. Die Haut wird also bei den Tauchgängen im eiskalten Wasser rund um das Kap der Guten Hoffnung kaum nass. Um das Gefieder zusätzlich wasserdicht zu machen, nehmen Pinguine regelmäßig mit ihrem Schnabel ein öliges Sekret aus einer Drüse an den Schwanzfedern auf, um ihr Gefieder damit einzufetten. Bei extremer Hitze können Pinguine außerdem die Blutgefäße an den federlosen Teilen ihres Kopfes erweitern. Auf diese Weise geben sie leichter Körperwärme an die Außenluft ab und überhitzen nicht so schnell.
Kaum ein Besucher läuft an den Pinguinen vorbei, ohne Interesse zu zeigen. Wie kommt es, dass Pinguine eine so starke Anziehungskraft auf uns ausüben? Neben der Tatsache, dass die Vögel ziemlichen Krach machen können (ihr Ruf ähnelt dem Schrei eines Esels) und dass in der großen Kolonie immer etwas los ist, spielt auch der extreme Gegensatz in der Geschicklichkeit an Land und im Wasser eine Rolle. Pinguine sind im Hinblick auf ihre Körperform ganz auf ein Leben im Wasser eingestellt. So hölzern und ungelenk sich die Vögel an Land fortbewegen, so elegant und geschickt schwimmen sie im Wasser! Die Flügel dienen beim Schwimmen als eine Art Ruder, während sie mit den Füßen die „Gleitflüge“ durchs Wasser steuern. Die Füße sitzen zu diesem Zweck sehr weit hinten am Körper, weshalb der Pinguin an Land aufrecht geht. Diese Anpassungen sind zwar im Wasser sehr praktisch, machen aber das Laufen an Land zu einer ziemlich tollpatschig aussehenden Angelegenheit. Da Pinguine jedoch einen Großteil ihres Lebens im Wasser verbringen, nehmen sie diese kleine körperliche Unzulänglichkeit in Kauf.