Der überdachte tropische Regenwald Burgers’ Bush im Arnheimer Tierpark Königlicher Burgers’ Zoo beherbergt die größte Drachenbaum-Sammlung der Welt. Der botanische Name dieser Pflanzengattung ist Dracaena. Der Botaniker und begeisterte Dracaena-Forscher Theo Damen hat kürzlich in Burgers’ Bush eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht: eine Drachenbaum-Art, die der Wissenschaft bisher völlig unbekannt war. Der ungewöhnliche Blütenstand und die abweichende Art des Wachstums brachten Damen auf die Spur seiner Entdeckung, die seit der Veröffentlichung im „Journal of Plant Taxonomy and Plant Geography BLUMEA“ in der Ausgabe vom Mai 2018 offiziell eine wissenschaftliche Tatsache ist. Theo Damen hat seiner Weltneuheit den Namen Dracaena bushii gegeben und ehrt damit sowohl sein Vorbild Jan Just Bos als auch den Fundort Burgers’ Bush. Der Botaniker Bos wurde in den Niederlanden durch die Fernsehsendung „Ja, Natuurlijk“ bekannt, die er moderierte. Sein besonderes Interesse galt den Pflanzen der Gattung Dracaena. Der Burgers’ Zoo übernahm seinerseits 1999 die vollständige Dracaena-Sammlung der Universität Wageningen, die seither durch Pflanzenfunde auf mehreren Expeditionen von Theo Damen und anderen ergänzt wurde. Der Arnheimer Tierpark verwaltet als botanischer Garten mehrere nationale Pflanzensammlungen, darunter auch die der Drachenbaumgewächse. Zusammen mit Sammlungen in anderen niederländischen Gärten bilden diese Arnheimer Pflanzensammlungen die „Nationale Plantencollectie“, die grüne Schatzkammer der Niederlande.
Abenteuer einer Pflanze: von Afrika über Wageningen nach Arnheim
Am 2. Oktober 1962 sammelte Frans Breteler in Kamerun lebendes Material von einer noch unbekannten Dracaena-Art. Das Pflanzenmaterial gelangte an die Universität Wageningen, die eine immense, artenreiche Dracaena-Sammlung besaß. 1999 zog die Pflanze, immer noch namenlos, mit der umfassenden Dracaena-Sammlung um: von Wageningen in den überdachten tropischen Regenwald in Arnheim. In dem Klima des Öko-Displays Burgers’ Bush gedieh die Dracaena prächtig, inzwischen ist sie eine ausgewachsene Pflanze. In dieser Umgebung fiel Theo Damen, der die Pflanzengattung schon seit Jahren erforscht, die Andersartigkeit der Blüte und des Wachstums auf.
Nächtliche Geheimnisse des Drachenbaums
Damen hat mehr als 13.000 digitale Kopien von Herbarbelegen lebender Pflanzen in der Natur gesammelt. Diese Belege enthalten so viele äußere Merkmale einer Pflanze, wie nur möglich. Häufig befinden sich die meisten taxonomisch wichtigen Merkmale einer Pflanze in der Blüte, aber die Herbarbögen von Dracaena-Arten enthalten nur selten Blüten oder Blütenstände. Schließlich blühen die Pflanzen dieser Gattung ausschließlich nachts und werden von spezifischen Nachtfaltern bestäubt. Wissenschaftler sammeln jedoch ihr Forschungsmaterial für gewöhnlich tagsüber. Lange Zeit konnte deshalb auch die Dracaena bushii ihr nächtliches Geheimnis vor der Wissenschaft verborgen halten.
Entdeckung dank andersartiger Blüte
Die Dracaena bushii kann schon seit vielen Jahren in Burgers’ Bush gemustert werden, und so ließ sich schließlich auch der lange erwartete Blütenstand untersuchen. Neben dem Drachenbaum, der in Burgers’ Bush erblühte, trägt dieselbe Dracaena-Art auch im „Plantentuin Meise“ (Belgien) inzwischen Blüten. Diesem botanischen Garten hatte der Burgers’ Zoo einen Ableger der Pflanze geschenkt. Schon 2013 entdeckte Damen, dass die Pflanze im Bush eine besondere Art des Wachstums aufweist. Was diese Pflanze von anderen Arten unterscheidet, ist der fächerförmige Wuchs, vergleichbar mit dem des bekannten Baumes der Reisenden. Darüber hinaus hat diese Dracaena-Art sehr stark überlappende Blattbasen und bildet einen Stamm sowie Luftwurzeln. Die Dracaena bushii kommt nur an wenigen Orten in Zentralafrika vor. Ein guter Grund, sie in Burgers’ Bush sorgfältig zu pflegen.