Eine der charismatischsten Arten im Desert-Bereich ist der Rotluchs (Lynx rufus), der in den USA „bobcat“ genannt wird. Zusätzlich zu dieser nordamerikanischen Art gibt es weltweit noch drei andere Luchsarten. Im Burgers’ Zoo kam 2012 ein Rotluchsweibchen aus einem spanischen Zoo, welche unserem Männchen Gesellschaft leisten sollte. Dieser Umzug diente dem Zweck mit dem so gebildeten Luchspärchen zu züchten. Die Tierpfleger beobachteten jedoch, dass das Luchsweibchen kein Verhalten zeigte, was auf Rolligkeit deutete, wie Schreien oder sich dem Männchen anbieten. Ganz im Gegenteil: Das Weibchen verhielt sich dem Männchen gegenüber sogar manchmal aggressiv, hatte andere Male aber wiederum Angst vor ihm.
Iberischer Luchs (Pardelluchs)
Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist einer der wissenschaftlichen Partner im Zuchtprogramm des stark gefährdeten Iberischen Luchses (Lynx pardinus). Forscher und Naturschützer arbeiten eng zusammen, um den Iberischen Luchs zu retten. Die Anzahl dieser Luchse in freier Wildbahn ist nämlich dramatisch gesunken: Sie existieren nur noch in winzigen Populationen im Südwesten Spaniens. Das Ziel des Naturerhaltungsprojekts besteht darin die im Zuchtzentrum geborenen Tiere wieder auszuwildern. Das IZW hat bei uns angefragt, ob sie das Rotluchsweibchen im Rahmen dieses Projekts untersuchen dürften.
Mehrere Würfe
Der Fortpflanzungsmechanismus des Iberischen Luchses funktioniert nämlich anders als beim Rotluchs. Ein Rotluchsweibchen bringt es - genau wie die Hauskatze - pro Jahr auf mehrere Würfe. Der Zyklus des Iberischen Luchses ist hingegen ein jährlicher Zyklus, denn diese Art bringt es „nur“ auf einen Wurf pro Jahr. Der Grund für diesen Unterschied im Zyklus ist noch unklar und war Gegenstand dieser Untersuchung. Wir entschieden uns an dieser Veterinäruntersuchung mitzuarbeiten, weil auch wir gerne wissen wollten, ob unser Rotluchsweibchen vielleicht aufgrund einer körperlichen Einschränkung kein Zeichen von Rolligkeit zeigte. Das würden wir nämlich im Zuge der Untersuchung auch erfahren und daher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Untersuchung
Die Untersuchung der Tierärzte des IZW beinhaltete eine Ultraschall- und eine Blutuntersuchung. Glücklicherweise ergab der Ultraschall, dass alle Organe in Ordnung waren. Noch besser: Es wurde sogar eine Follikelbildung (ein Eibläschen) in den Eierstöcken gesichtet, daher war auf jeden Fall eine Form von Zyklus bei diesem Weibchen vorhanden. Die Blutuntersuchung ergab jedoch, dass die Nieren nicht optimal funktionierten, was kein Grund zur Beunruhigung darstellte, jedoch weiterhin gut beobachtet werden sollte. Zur Vermeidung von Problemen wurde entschieden, diesem Tier weniger eiweißreiche Kost anzubieten, um die Nieren etwas zu entlasten.
Puzzle
Vorläufig sieht es danach aus, dass das Rotluchsweibchen körperlich in Ordnung ist und daher problemlos trächtig werden könnte. Wir wissen jedoch noch nicht, ob für das Ausbleiben eines Wurfs eine körperliche Einschränkung des Männchens verantwortlich ist. Möglicherweise ist auch ein Verhaltensproblem die Ursache. Aber ein Teil unseres Puzzles wurde damit schon gelöst. Und außerdem haben wir einen zusätzlichen Beitrag zur Wissenschaft und zum Naturschutz leisten können.