Von den rund 500 Haiarten, die es gibt, sind nur etwa zehn potenziell für Menschen gefährlich. Und oft beruhen Angriffe zudem auf Irrtümern, was sich zeigt, wenn sich ein Hai nach dem ersten Biss sofort wieder abwendet. Mit anderen Worten: Das schlechte Image, das Haien durch Hollywood-Filme leider angedichtet wurde, ist nicht gerechtfertigt. Haie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, unter anderem, weil sie kranke und schwache Fische fangen und auf diese Weise die Fischpopulationen gesund halten.
„Ein weiteres Vorurteil über Haie lautet, dass sie sehr viel fressen. Viele Menschen sind davon überzeugt, dass Haie jeden Tag große Mengen Fisch verschlingen. Dabei ist die Nahrungsmenge durchaus überschaubar. Unsere Schwarzspitzen-Riffhaie werden dreimal pro Woche – montags, mittwochs und freitags – gefüttert. Sie bekommen Makrele, Hering und Blauen Wittling zu fressen. Manchmal verfüttern wir auch Tintenfisch“, erklärt Sander, der sich als Tierpfleger um die Haie kümmert. „Unser Zoo-Biologe Max Janse hat ermittelt, welche Nahrungsmengen die Haie benötigen. Sie bekommen pro Tier und Woche etwa 900 bis 1.200 Gramm Futter, die Menge variiert je nach Individuum. An jedem Fütterungstag wiegen wir den Fisch für die Haie in unserer Küche ganz genau ab. Und wenn ein Tier einmal nicht die gesamte Tagesration gefressen hat, wiegen wir nach der Fütterung auch die Reste noch einmal. Wir führen also sehr genau Buch darüber, was jeder einzelne Schwarzspitzen-Riffhai frisst.“
Aber woher weiß man denn als Tierpfleger, welcher Schwarzspitzen-Riffhai wie viel gefressen hat? Immerhin befinden sich mehrere Haie dieser Art in dem großen Haifischbecken. „Wir wissen es, weil wir alle Haie und Rochen einzeln füttern. Wir haben den Tieren beigebracht, sich ihr Futter von einer Futterstange zu holen. So können wir sie ganz gezielt füttern und nachhalten, welches Individuum was gefressen hat. Ein weiterer Vorteil der individuellen Fütterung ist, dass wir bei Bedarf mit dem Futter auch Medikamente verabreichen können. Oder zusätzliche Vitamine und Mineralien.“
Sander erklärt begeistert: „In dem großen Haifischbecken schwimmen verschiedene Haiarten: Schwarzspitzen-Riffhaie, Leopardenhaie, ein Kleiner Schwarzspitzenhai und ein Grauer Riffhai. In anderen Becken des Ökodisplays Ocean gibt es außerdem Epaulettenhaie, einen Kurzschwanz-Ammenhai und andere Ammenhaiartige. Die vier Haiarten im großen Haifischbecken werden immer gleichzeitig, an drei verschiedenen Standorten, gefüttert: Schwimmt eine Art an die falsche Stelle, bekommt sie dort nichts zu fressen. Dadurch verhindern wir unnötige Konkurrenz und Unruhe unter den Haien, und für uns Tierpfleger ist es auf diese Weise leichter, den Überblick zu behalten.“
Worauf achten Sander und seine Kollegen, wenn sie die Haie bei der Fütterung aus der Nähe betrachten können? „Wir kontrollieren, ob sie Verletzungen aufweisen oder möglicherweise zu dick oder zu dünn wirken. Aber auch die Beobachtung ihres Verhaltens ist sehr wichtig: Reagieren die Haie schreckhaft oder im Gegenteil, eher aggressiv? All diese Beobachtungen werden von uns sorgfältig festgehalten. Die Daten, die wir auf diese Weise erheben, werden analysiert, denn dadurch lassen sich zum Beispiel bestimmte Tendenzen erkennen. Ein trächtiges Hai-Weibchen wird in den meisten Fällen anfangs mehr fressen als gewöhnlich und in einem späteren Stadium der Trächtigkeit bedeutend weniger zu sich nehmen.“
Das Tauchen mit Haien erfordert ein intensives Training und ist an einige Sicherheitsregeln gebunden. Schwarzspitzen-Riffhaie sind grundsätzlich nicht gefährlich für Menschen, aber wenn sich die Knorpelfische aus irgendeinem Grund bedroht fühlen, werden sie sich mit ihren scharfen Zähnen verteidigen. Daher ist stets Vorsicht geboten, um in der Nähe der Haie sicher zu tauchen. Ein Taucherteam besteht immer aus mindestens drei Personen: einem Tauchgruppenleiter, der vom Beckenrand aus die Situation ständig überwacht, und mindestens zwei Tauchern, die gleichzeitig ins Wasser gehen. Ein (oder mehrere) Taucher gehen an die Arbeit, während der andere Taucher als „Stockmann“ oder „Stockfrau“ fungiert. Man benutzt einen Stock, um die Haie in Schach zu halten, wenn sie sich neugierig nähern. Der Stock wird natürlich nicht zum Schlagen benutzt, sondern dient nur dazu, im Bedarfsfall genügend Abstand zwischen Tauchern und Tieren zu schaffen.
„Dieses Tauchtraining ist definitiv anspruchsvoll“, erzählt Sander. „Sechs Wochen lang bin ich jedes Wochenende nach Enkhuizen gefahren, wo das Training stattfand. Normalerweise lernt man drei Wochen intern, aber dieses Mal bestand diese Möglichkeit nicht. Man muss nicht nur viel Praxiserfahrung sammeln, sondern auch eine Menge Theorie lernen. Wenn man den Kurs bestanden hat, muss man jedes Jahr einen Fitnesscheck absolvieren. Außerdem wird alle zwei Jahre ein Portfolio-Check durchgeführt, für den ich unter anderem nachweisen muss, dass ich genug getaucht habe, um eine Verlängerung zu bekommen. Und schließlich wird auch noch alle vier Jahre erneut eine Praxisprüfung als Test durchgeführt. Wir sind also mit Sicherheit gut vorbereitet.“
Welchen Aspekt der Tierpflege findet Sander persönlich bei den Schwarzspitzen-Riffhaien am interessantesten? „Mich fasziniert das Verhalten der Haie untereinander. Nicht nur Fragen der Dominanz – wer weicht wem aus – sondern auch das Fressverhalten. Jedes Tier hat seinen eigenen Umgang damit. Manche Haie greifen sich das Futter blitzschnell von der Futterzange, andere Tiere lassen einen Futterhappen immer erst aus dem Maul fallen, um ihn anschließend aus dem Wasser zu schnappen. Jedes Tier hat seine eigenen Essgewohnheiten.“ Jüngere Untersuchungen zeigen, dass Schwarzspitzen-Riffhaie untereinander nicht nur territoriales Verhalten, sondern auch Sozialverhalten zeigen. Sie arbeiten beispielsweise bei der Jagd zusammen. Außerdem haben die Haie Vorlieben für bestimmte Artgenossen. Schwarzspitzen-Riffhaie kommen in freier Wildbahn sowohl als Einzelgänger als auch in kleinen Gruppen vor. In diesen Gruppen scheinen sie ihre „Nachbarn“ alle gut zu kennen.
Sander erwähnt darüber hinaus noch ein weiteres Highlight:„Schwarzspitzen-Riffhaie sind lebendgebärend. Nach einer Tragzeit von neun bis 16 Monaten kommen ein bis sechs Junge zur Welt, in den meisten Fällen sind es zwei bis vier. Es ist noch nicht lange her, dass es uns gelungen ist, zwei neu geborene Jungfische aus dem Becken zu fischen und in ein separates Becken zu setzen, wo sie vor anderen Haien sicher waren. Einen dieser Jungfische haben wir erfolgreich großgezogen und er ist kürzlich in einen anderen europäischen Zoo umgezogen: Ein schöner Teamerfolg!“
Ein Zentaur oder Kentaur ist ein Pferde-Mensch aus der griechischen Mythologie. Er hat zu drei Viert…
Ein Werwolf ist eine mythologische Kreatur, die hauptsächlich in der europäischen Volksüberlieferung…
Der Yeti (auch Migyur, Yeren oder „schrecklicher Schneemann“ genannt) ist den Geschichten zufolge ei…