Das Alphaweibchen der Erdmännchen hat kürzlich fünf Junge zur Welt gebracht. Für die Geburt hatte es sich in das Höhlensystem zurückgezogen, das die kleinen Raubtiere im Außengehege gegraben haben. Vor nicht allzu langer Zeit waren die fünf Neuankömmlinge zum ersten Mal im Freien – zur großen Freude der überraschten Besucher. Alle Mitglieder der Gruppe beteiligen sich an der Aufzucht der Jungen. Erdmännchen sind bekannt für die effiziente Rollenverteilung innerhalb der Gruppe. Zudem wechseln sich die Gruppenmitglieder bei den Aufgaben regelmäßig ab. So übernehmen die Tiere beispielsweise reihum für eine Weile die Rolle des Babysitters, während ein anderer Artgenosse Wache hält und wieder ein anderes Gruppenmitglied auf Nahrungssuche geht.
Während die jungen Erdmännchen heranwachsen, lernen sie schrittweise die nötigen Fähigkeiten zum Überleben. Ältere Gruppenmitglieder demonstrieren, was essbar ist und was nicht und wie man beispielsweise einen Skorpion überwältigt. Es wird mitunter sogar beobachtet, dass ein ausgewachsenes Erdmännchen zuerst den Giftstachel eines Skorpions abbeißt, um ihn anschließend von den Jungen töten zu lassen. So erlernen die jungen Erdmännchen wichtige Fertigkeiten, damit sie später selbst erfolgreich jagen und potenzielle Gefahren rechtzeitig erkennen können.
Wenn das Wache haltende Erdmännchen eine Gefahr herannahen sieht, stößt es einen Alarmruf aus. Sämtliche Mitglieder der Gruppe flüchten daraufhin so schnell wie möglich in die Höhle, die mit mehreren Ein- und Ausgängen versehen ist. Erdmännchen haben um die Augen dunkle Flecken, die als eine Art Sonnenbrille dienen. Diese benötigen die Tiere, wenn sie lange in die Sonne schauen müssen, während sie die Umgebung im Blick behalten. Gefahr droht meistens aus der Luft: Raubvögel versuchen immer wieder, unaufmerksame Erdmännchen zu überlisten.
Als charismatische kleine Raubtiere, die fast ständig in Bewegung zu sein scheinen, sind Erdmännchen für viele Menschen sehr ansprechend. Auch die effiziente Rollenverteilung und das Abwechseln der Aufgaben untereinander erwecken Bewunderung und Neugier. Im Prinzip bekommen nur das Alphamännchen und das Alphaweibchen zusammen Junge, während die älteren Jungen aktiv bei deren Erziehung helfen. Dank der Arbeitsteilung und der Rotation braucht sich das Alphaweibchen nicht ständig um die Aufzucht der Jungen zu kümmern. Durch dieses natürliche Gruppenverhalten entsteht ein System mit flexiblen Allroundern, die alle in der Lage sind, unterschiedlichste Aufgaben zufriedenstellend auszuführen.