Seit einigen Wochen hat Burgers’ Bush neue farbenfrohe Mitbewohner: Drei Runzelhornvögel leben nun frei im überdachten tropischen Regenwald. Burgers’ Zoo hatte zu einem früheren Zeitpunkt im Ökodisplay Bush bereits Erfahrungen mit dieser Vogelart gesammelt, aber das ist schon einige Jahre her. Außerdem muss man immer erst abwarten, wie die einzelnen Tiere auf eine vollkommen neue Umgebung reagieren. Insgesamt gab es jedenfalls ausreichend gute Gründe, es noch einmal zu probieren.
Die Wahl fiel auf drei Männchen
Burgers’ Zoo hat sich nach gemeinsamer Überlegung mit dem Stammbuchhalter der Runzelhornvögel dafür entschieden, im Zoobereich Bush drei Männchen unterzubringen. Aufgrund eines Mangels an Weibchen innerhalb des europäischen Zuchtprogramms hatten diese Männchen kurzfristig keine Aussicht auf eine Partnerin. Außerdem waren alle drei Vögel in ihren ehemaligen Tierparks allein untergebracht. Ein Tier kommt aus unserer eigenen Vogelabteilung, in der seine Partnerin vor einigen Monaten leider gestorben ist. Die beiden anderen Tiere stammen aus dem Ouwehands Dierenpark und dem Vogelpark Avifauna. Studien in freier Wildbahn haben gezeigt, dass Runzelhornvögel sich außerhalb der Brutzeit immer in Gruppen zusammenfinden. Sie gelten als sehr sozial und fühlen sich daher ohne Artgenossen eher unwohl.
Ein gewissenhaft geplantes Kennenlernen
Wie stellt man in einem so großen Gehege wie dem Ökodisplay Bush drei neue Vögel einander vor? Ein Team aus Biologen und Tierpflegern bereitete diesen Prozess sorgfältig vor und plante jeden Schritt. Zuerst wurden die Tiere einzeln in drei großen Käfigen an einem ruhigen Ort im Ökodisplay platziert, um sich an die neue Umgebung und aneinander zu gewöhnen, ohne das Gehege teilen zu müssen. Die Tiere konnten einander nicht sehen, aber hören. Die drei neuen Bush-Bewohner verbrachten eine Nacht in ihrem jeweiligen Käfig und konnten so in aller Ruhe ihr Umfeld beobachten, etwas fressen und sich akklimatisieren. Als die Türen geöffnet wurden, dauerte es eine ganze Weile, ehe der erste Vogel sich vorsichtig nach draußen traute. Vor allem dem Tier aus unserer eigenen Vogelabteilung gefiel der vertraute Käfig recht gut. Schließlich verließen alle Vögel ihre Käfige und fingen an, ihre Umgebung vorsichtig zu erkunden. Vor allem während der ersten Tage haben Tierpfleger und Zoobegleiter das Verhalten der Tiere beinahe im Minutentakt überwacht. Dabei waren insbesondere zwei Dinge von Bedeutung: dass die Vögel möglichst bald ihr Futter finden und dass sie nicht ständig auf dem Waldboden sitzen, sondern auch in die Baumkronen hinauf fliegen. Alle drei Vögel konnten oder mussten in ihrem vorherigen Umfeld keine langen Flüge zurücklegen. An den ersten Tagen sollten sie das Fliegen also erst einmal wieder üben und insbesondere die für längere Flüge benötigte Muskelkraft in den Flügeln trainieren.
Wurde das Futter gefunden?
Natürlich gab es in den Käfigen auch Futter. In den ersten Tagen kam unser eigener Vogel nachts zurück in den Käfig und wir konnten sehen, dass er gefressen hatte. Die Tierpfleger hatten außerdem einige feste Futterplätze für die Runzelhornvögel an verschiedenen Stellen im Ökodisplay eingerichtet. Glücklicherweise konnten wir beobachten, dass die Tiere diese Stellen schnell ausfindig gemacht hatten und auch tatsächlich fraßen. Außerdem gibt es zahlreiche natürliche Nahrungsquellen in unserem tropischen Regenwald, darunter viele Obstsorten. Zu unserer Zufriedenheit sehen wir, dass die Vögel inzwischen auch ganz natürliches Futtersuchverhalten zeigen und nicht nur an den Futterstellen, sondern auch Früchte von den Bäumen fressen. Wenn Sie durch Burgers’ Bush gehen, lohnt es sich, einmal in die Baumkronen zu schauen. Wenn sich da zufällig etwas bewegt, ist es vielleicht ein Runzelhornvogel, der mit seinem großen Schnabel geschickt ein paar Feigen verspeist!
Revierverhalten?
Würden die Männchen ein eigenes Territorium für sich beanspruchen und dabei Revierverhalten gegenüber den anderen Männchen an den Tag legen? Trotz der zahlreichen (natürlichen) Futterquellen in Burgers‘ Bush und der Abwesenheit von Weibchen, um die man streiten könnte, können wir nicht mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass die Tiere sich vertragen. Fürs Erste zeigen die Tiere untereinander kein aggressives Verhalten. Wir sehen, dass vor allem die Vögel aus dem Ouwehands Dierenpark und dem Vogelpark Avifauna die Gesellschaft des anderen eher schätzen und oft sogar suchen. Regelmäßig halten sich die beiden Vögel in der Nähe des jeweils anderen auf, wobei sie meistens noch einen Sicherheitsabstand von etwa einem Meter halten. Außerdem nehmen wir regelmäßig wahr, dass die Vögel über Rufe miteinander kommunizieren. Wie erwartet bleibt das Revierverhalten vorläufig aus. Auch bei den anderen Tierarten im größten überdachten Regenwald Europas sehen wir momentan glücklicherweise kein aggressives Verhalten.
Einige Wochen später
Inzwischen sind bei allen drei Runzelhornvögeln lange und hohe Flüge durch die Halle zu beobachten. Die einzelnen Tiere haben ihre eigenen Vorlieben für bestimmte Orte und Bereiche in Burgers‘ Bush, wo sie von den Tierpflegern häufiger gesehen werden. Aus dem etwas unbeholfenen Verhalten der ersten Tage sind mittlerweile eingespielte Verhaltensmuster geworden. Die Vögel scheinen sich sichtbar besser an ihre neue Umgebung gewöhnt zu haben und beginnen nun zu entdecken, was dieser vielseitige Lebensraum alles zu bieten hat. Sie verhalten sich zunehmend natürlicher. Im Herbst werden die Pflanzen in Burgers‘ Bush immer deutlich gestutzt. In diesem Jahr sind die Gärtner bewusst so vorgegangen, dass die Runzelhornvögel (und andere Vogelarten) nun lange Strecken durch die Halle zurücklegen und über die Baumwipfel fliegen können.
Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage?
Das hoffen wir natürlich! Bisher sieht es sehr gut aus, aber es ist noch zu früh, um zu behaupten, dass die Eingewöhnung bereits erfolgreich abgeschlossen ist. Dafür bestehen zu viele externe Faktoren, die von Bedeutung sein können. Werden die Runzelhornvögel die Anwesenheit der jeweils anderen weiterhin dulden? Werden sie sich gegenüber anderen tierischen Bewohnern von Burgers’ Bush anders verhalten? Womit werden die erfinderischen intelligenten Vögel sich in Zukunft beschäftigen? All diese Fragen müssen noch beantwortet werden. Und wir haben keine Glaskugel, mit der wir die Zukunft vorhersagen können. Die Tierpfleger und Biologen werden das Verhalten der großen Vögel weiterhin genau verfolgen. Bis jetzt können die Zoomitarbeiter und unsere Besucher diese natürliche Bereicherung des Ökosystems Bush jedoch unbeschwert genießen! Wir alle wollen hoffen, dass die Runzelhornvögel dort noch viele weitere Jahre zu bewundern sein werden.