Bei Weißbartgnus denken Naturfreunde sofort an die beeindruckende Riesenherde, die jedes Jahr durch die Nationalparks der Serengeti und Masai Mara zieht. An dieser weltberühmten Wanderung sind nicht nur die Weißbartgnus, sondern auch Steppenzebras und Thomson-Gazellen beteiligt. Sobald die Trockenzeit anbricht, ziehen sie weiter, dem Grün hinterher. Auf diese Weise absolvieren sie, wahrscheinlich ohne es selbst zu begreifen, eine riesige Rundwanderung, bis sie wieder am Ausgangspunkt angekommen sind und der Kreislauf von vorne beginnt. Aber … dieses berühmte Naturphänomen trifft nur auf die Serengeti-Weißbartgnus (oder Westliche Weißbartgnus) zu. In Burgers’ Safari sind dagegen die Östlichen Weißbartgnus zu bewundern. Östliche Weißbartgnus sind in freier Wildbahn sesshaft. Worauf bezieht sich also der Titel dieses Artikels?
Frisches Blut ist mehr als willkommen!
Unser derzeitiges Zuchtmännchen bei den Gnus ist in Arnheim überaus erfolgreich gewesen, d.h. es hat mehrfach für Nachwuchs gesorgt. Dieser Bulle kam vor einigen Jahren als Jungtier aus dem Tierpark von Breslau (Polen) in den Burgers’ Zoo. In Arnheim hat er sein Genmaterial inzwischen in ausreichendem Maße verbreitet, während der tschechische Tierpark in Dvůr Králové gerne ein erprobtes Zuchtmännchen hätte, da sein eigenes leider vor Kurzem gestorben ist. Wir hoffen, dass unser altes Zuchtmännchen in Tschechien für weiteren Nachwuchs sorgen wird. Gleichzeitig mit ihm zieht auch ein jüngeres Gnu nach Tschechien um: ein Sohn des Zuchtmännchens. Bald nach ihrer Abreise wird ein anderer Bulle aus Breslau die Reise in unseren Tierpark antreten. Wir freuen uns sehr auf sein Kommen, denn es gibt nur wenige Östliche Weißbartgnus in Europa. Darüber hinaus ist dieses polnische Männchen so wenig wie möglich mit unseren Tieren verwandt. Auch das ist eine sehr gute Nachricht, denn die Tiergartenpopulation der Weißbartgnus stammt von einer relativ kleinen Anzahl „Gründerväter“ ab. Die gesamte Population geht also auf eine kleine Ausgangsbasis zurück.
Geduld ist eine Tugend
Das Gnu aus Breslau ist noch ziemlich jung. Wir müssen deshalb mindestens ein Jahr Geduld haben, bevor wir die ersten Jungen des neuen Männchens erwarten dürfen. In diesem Übergangsjahr kann sich der junge Bulle in Ruhe an sein neues Lebensumfeld gewöhnen, um anschließend hoffentlich für die Familiengründung bereit zu sein. Gnus werden auf Englisch nicht zufällig „Wildebeest“ genannt, denn sie sind bekannt für ihren ungestümen Charakter. Wenn im Burgers’ Zoo zwei erwachsene Männchen leben, werden diese immer getrennt voneinander gehalten, weil ansonsten mit Sicherheit stürmische Kämpfe um die Weibchen ausbrechen würden. Ein erwachsenes Männchen wiegt etwa 250 Kilo, ein erwachsenes Weibchen ca. 200 Kilo. Wenn einem Leib und Leben lieb sind, sollte man als Tierpfleger also tunlichst darauf verzichten, zwei kämpfende Männchen trennen zu wollen! Unser Neuzugang wird in Arnheim jedoch keinen konkurrierenden Bullen antreffen. Er kann sich in aller Ruhe auf seine künftige Aufgabe vorbereiten. Das jetzige Zuchtmännchen hat uns allerdings noch ein Erbe vermacht: Vor einigen Wochen wurden kurz hintereinander fünf Kälber geboren. Ebenso wie in der Natur werden Gnukälbchen immer drei Wochen nacheinander geboren: Das erhöht die Überlebenschancen in freier Wildbahn. Denn Raubtiere können auf diese Weise unmöglich alle Jungen gleichzeitig fangen, sodass auf jeden Fall die Mehrheit zu gesunden erwachsenen Tieren heranwachsen kann.
What’s in a name?
Der Name Gnu verweist auf die Laute, die diese Gattung für die Kommunikation untereinander verwendet. Weißbartgnus verdanken ihren vollständigen Namen dem charakteristischen weißen Bart. Gnus sind Paarhufer und zählen zu den Antilopen. Bei den Gnus tragen nicht nur die Männchen, sondern auch die Weibchen Hörner, wobei diese bei den Männchen meist etwas größer sind.