Fast jedes Kleinkind kann man bitten, eine Kuh, eine Katze oder einen Affen nachzumachen. Möchte man das Kind aber wirklich herausfordern, sollte man es auffordern, eine Giraffe, ein Nashorn oder eine Antilope zu imitieren! Das ist deutlich schwieriger. Wie brüllen, muhen oder meckern diese Tiere? Geben sie überhaupt Laute von sich? Oder kommunizieren sie auf andere Weise miteinander?
Infraschall-Laute
Erst vor Kurzem hat man festgestellt, dass afrikanische Elefanten nicht die einzigen Tiere sind, die Botschaften mithilfe von Infraschall-Lauten weitergeben. Auch Nashörner und Giraffen – die beide durchaus in der Lage sind, für uns hörbare Geräusche zu erzeugen, es aber als erwachsene Tiere nur selten tun – nutzen diese Art der Kommunikation. Weil die Savanne eine offene Landschaft ist, gibt es nur wenige Hindernisse für die weittragenden, tieffrequenten Laute. Demzufolge haben diese Laute eine Reichweite von vielen Kilometern. Wir Menschen können jedoch Infraschall-Laute nur mit speziellen Messgeräten für uns hörbar machen.
Zufallstreffer
Dass auch Nashörner Infraschall-Laute nutzen, wurde rein zufällig bei einer Studie in einem amerikanischen Tierpark entdeckt. Eigentlich wollte eine Studentin dort die Elefanten „belauschen“, bemerkte aber, dass auch im benachbarten Gehege alles Mögliche zu hören war – und der „Geräuscherzeuger“ war ein Breitmaulnashorn! In den vergangenen Jahren hat man sowohl bei Giraffen als auch bei Nashörnern verstärkt bioakustische Forschungen durchgeführt: ein gutes Beispiel für wissenschaftliche Untersuchungen in Tiergärten. Dabei wurden interessante biologische Fakten entdeckt – trotz der Tatsache, dass die Lebensumstände der Zootiere nur teilweise mit denen ihrer wilden Artgenossen zu vergleichen sind.
Worüber reden sie?
Um eine Idee zu entwickeln, worüber Giraffen und Nashörner in diesen tiefen Frequenzen miteinander kommunizieren, müssen Forscher noch eine ganze Weile zuhören und die Reaktionen verschiedener benachbarter Artgenossen auf diese Laute registrieren, wobei „benachbart“ in diesem Fall auch einige Kilometer entfernt bedeuten kann. Eine spannende Herausforderung für die Forscher, die viel Teamwork verlangt. Inzwischen äußern Experten die Vermutung, Nashornweibchen könnten mit Infraschall-Lauten ihren Fruchtbarkeitsstatus in der weiteren Umgebung bekannt geben. Bei Giraffen sind die Botschaften noch nicht entschlüsselt. Aber man hat schon entdeckt, dass zu erkennen ist, wann die Langhälse Infraschall-Laute ausstoßen. Giraffen strecken dann ihren Hals durch und bewegen dabei ihren Kopf etwas nach hinten. Ihre Artgenossen zeigen daraufhin Verhaltensreaktionen, die dem Zuhören ähneln: Sie bewegen ihren Hals und ihre Ohren.
Lauschende Perlhühner
Dass eine Tierart, die bestimmte Laute erzeugt, diese auch hören kann, scheint auf der Hand zu liegen, ist jedoch nicht sicher. Es ist einfach noch zu wenig darüber bekannt. Während wir Menschen das „Giraffengeplauder“ nicht verstehen, können beispielsweise Helmperlhühner diese Laute durchaus wahrnehmen. Aber sie können selbst keine Infraschall-Laute hervorbringen. Man sollte daraus sicherlich nicht schließen, dass die Fähigkeit der Perlhühner, tiefe Frequenzen zu hören, in der Evolution entstanden ist, damit sie den Giraffen zuhören zu können. Wahrscheinlich dient diese Fähigkeit eher der Wahrnehmung eines Unwetters in der Ferne, das sich ebenfalls in einem tieffrequenten „Grollen“ äußert.
Kommunikation mithilfe von Gerüchen
Ellipsenwasserböcke und Pferdeantilopen hören mit ihren großen, beweglichen Ohren zwar die Laute anderer Huftiere sehr gut, sind aber selbst eher schweigsame Arten und nutzen auch keine Infraschall-Laute. Eine Pferdeantilopen-Mutter und ihr Junges kommunizieren in der Savanne jedoch mithilfe von Rufen. Das ist praktisch für eine Art, bei der das Junge die ersten paar Tage in einem Versteck zurückbleibt, während die Mutter auf Futtersuche geht. Ansonsten nutzen jedoch viele Antilopen eher Geruchskommunikation als Laute. Die Pferdeantilopen besitzen beispielsweise Drüsen zwischen den Hufen. Auf diese Weise hinterlassen sie mit jedem Schritt eine Geruchsspur. Wasserböcke bilden eine Ausnahme unter den Antilopen, weil ihnen diese speziellen Drüsen zwischen den Hufen fehlen. Sie haben stattdessen viele Drüsen über den ganzen Körper verteilt und sondern einen starken Geruch ab. Selbst Menschen mit ihrem relativ unempfindlichen Geruchssinn können in der Savanne Wasserböcke aus einer Entfernung von über hundert Metern riechen; vor allem die Männchen haben einen starken „Duft“. Nicht wirklich eine Geheimsprache, dieser Gestank!
Beobachten Sie das Verhalten der Antilopen!
Außer mithilfe von Gerüchen kommunizieren Antilopen auch über ihre Körpersprache. Vielerlei Haltungen und Bewegungen haben im sozialen Kontext eine Bedeutung. So stellen sich Pferdeantilopen-Männchen in einer Imponier-Haltung zu Schau, in der sie sich vollkommen ausstrecken und groß machen. Ein nichtbrünstiges Wasserbock-Weibchen, das den Weg eines dominanten Männchens kreuzen will, hält seinen Kopf niedrig nach vorne gestreckt und „schnappt in die Luft“. Und es gibt noch viel mehr solcher Beispiele. Es lohnt sich also auf jeden Fall, diese Huftiere etwas länger zu beobachten!