Es ist ein ungewöhnliches OP-Team, das sich im Königlichen Burgers’ Zoo zusammengefunden hat: Die beiden Urologen Olaf Vrooman und Michael van Balken sind normalerweise am Klinikum Rijnstate tätig – und behandeln dort Menschen. Im Burgers’ Zoo jedoch ging es am vergangenen Freitag um einen 41-jährigen Schimpansenmann, den die beiden Urologen gemeinsam mit dem Tierarzt des Burgers’ Zoo, Henk Luten, operierten. Ziel des Eingriffs: Die Sterilisation rückgängig machen, die auf Anraten des Stammbuchkoordinators (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) 2002 durchgeführt wurde. Der europaweit einzigartige Eingriff ist geglückt.
Anlass für die Operation
Mit der 2002 verfügbaren Technik war die exakte Unterart dieses Schimpansenmännchens nicht bestimmbar. Seit 2016 sind jedoch die entsprechenden Analysetechniken verbessert worden, und so konnte festgestellt werden, dass der Schimpansenmann zu 100 Prozent zur Unterart der Westlichen Schimpansen zählt. Nachkommen genau dieser Unterart sind im Zuge der Arterhaltung wünschenswert, da sich diese in europäischen Zoos am häufigsten findet. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm hat hierfür extra ein eigenes Projekt ins Leben gerufen, um auch zukünftig eine genetisch gesunde Tierpopulation gewährleisten zu können.
Außergewöhnliche Zusammenarbeit
Der Königliche Burgers’ Zoo in Arnheim arbeitet bereits seit Jahrzehnten erfolgreich mit den Ärzten am Klinikum Rijnstate zusammen. Sowohl der Tierarzt des Zoos, als auch das Parkmanagement greifen dabei immer wieder auf die Spezialisten des Klinikums Rijnstate zurück, um deren Erfahrung und Expertise einzubeziehen – vor allem dann, wenn es um Menschenaffen geht. Denn Schimpansen und Menschen ähneln sich anatomisch stark. Die enge entwicklungsbiologische Verwandtschaft hat im Falle des 41- jährigen Schimpansenmännchens dafür gesorgt, dass der Zoo Vrooman und Van Balken bereits vor einiger Zeit kontaktiert hat. Beide haben als Urologen viel Erfahrung auf dem Gebiet der Samenleiter-Operation bei Menschen. Und beide waren gerne bereit, Ihr Wissen in den Dienst des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms zu stellen und Burgers’ Zoo zu unterstützen.
DNA-Techniken in den vergangenen Jahren enorm verbessert
Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden drei Schimpansenarten unterschieden. Eine vierte kam später hinzu. Unterarten sind regionale Varianten einer Art, die bei einer Kreuzung mit einer anderen Unterart fruchtbare Nachkommen hervorbringen können. Bis vor kurzem fehlten allerdings die Techniken zur genauen Bestimmung der jeweiligen Unterart eines einzelnen Tieres. Dies ist besonders für Zoos bedeutungsvoll, in denen die Tiere in dritter oder vierter Generation leben. Mit der Entwicklung neuer DNA-Techniken und eigens für Schimpansen erstellter wissenschaftlicher Tests ist es erst heute möglich zu bestimmen, zu welcher Unterart ein Schimpanse in freier Wildbahn oder im Zoo gehört.
Das Team des Arnheimer Zoobiologen und Fachmann für Menschenaffen Tom de Jongh und seine dänischen Kollegen Frands Carlsen und Christina Hvilsom (Zoo Kopenhagen) kartieren seit rund zehn Jahren die einzelnen Unterarten der rund 750 Schimpansen, die in Zoos leben, die der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) angeschlossen sind. Auf Grundlage ihrer unermüdlichen Arbeit wurde die Entscheidung gefällt, europaweit den Westlichen Schimpansen zu züchten, der hier am stärksten vertreten ist. Zudem wurde ein etwas kleineres Zuchtprogramm für den Zentralafrikanischen Schimpansen ins Leben gerufen.