Im Dezember 2011 beschlagnahmten die Hongkonger Behörden Tausende von Schildkröten. Die Schildkröten waren in Seecontainern auf einem Schiff aufeinander gestapelt, das sich auf dem Weg nach China befand. Es ging dabei um so viele Schildkröten, dass die Aufnahmemöglichkeiten in der Region von Hongkong nicht ausreichten und schließlich gingen etwa 4200 Schildkröten nach Amerika und Europa.Trotz aller Bemühungen der Tierpfleger in der ganzen Welt starben Tausende von Schildkröten aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands.Viele Schildkröten hatten mehrere Angelhaken im Körper und die Bemühungen, sie dazu zu bringen, zu fressen, waren nicht immer erfolgreich.
Die Tiere, die nach Europa kamen, wurden zunächst vom Diergaarde Blijdorp in Rotterdam und von Burgers’ Zoo aufgenommen. Viele Tiere, die überlebten, wurden nach einer Quarantänezeit an mehrere Zoos in Tschechien, Spanien und Portugal weitergegeben. Einige große Borneo-Flussschildkröten (Orlitia borneensis) sind hier in der Mangrove geblieben. Diese Art kam in europäischen Zoos noch nicht vor. Da es nun plötzlich ein paar Dutzend Tiere in der europäischen Population gab, wurde beschlossen ein Zuchtbuch (European Studbook) für diese Art zu erstellen. Der Zoo von Prag hat die Koordination übernommen.
Orlitias sind aus mehreren Gründen besondere Schildkröten. Es ist die größte Süßwasserschildkröte Südostasiens, die vom Kopf bis zum Schwanz gemessen einen Meter lang werden kann.
Der Rückenpanzer (Carapax) der erwachsenen Tiere ist glatt und braun- bis schwarzfarben. Der Bauchpanzer (Plastron) ist von einem hellen Gelbbraun. Erwachsene Tiere haben einen dunklen Kopf, während Jungtiere einen eher gefleckten Kopf mit einem schmalen hellen Streifen haben, der sich vom Mundwinkel bis zum Hinterkopf zieht. Sie können tief tauchen und lange unter Wasser bleiben, liegen aber auch gerne ruhig und unauffällig in einer Schlammpfütze. Leider werden in China immer noch viele Schildkröten gegessen und gelten als Delikatesse. Daher sind diese Schildkröten in freier Wildbahn stark gefährdet.
Nun hatten wir auf einmal in der Mangrove, dem Publikum unbekannt, einige besondere Tiere. Nachdem sich die Tiere vollständig erholt hatten, standen wir vor der nächsten Herausforderung: Wie konnten wir diese Tiere züchten?
Nach drei Jahren Geduld war es soweit: Ende Februar wurden Eier auf dem Strand in der Mangrove gefunden. Die Eier wurden in einen feuchten Behälter in den Brutapparat gelegt. Wie lange die Brutzeit war und welche Temperatur oder Feuchtigkeit die Eier brauchen, war damals noch nicht bekannt. Nach fünf Monaten krochen schließlich zwei Schildkröten aus dem Ei. Und was noch schöner war, ist, dass im gleichen Jahr sieben Junge in der Mangrove entdeckt wurden! Eines Morgens sah ein Tierpfleger die kleinen Schildkröten zwischen den älteren Tieren schwimmen.
Mittlerweile sind schon wieder viele Jahre vergangen und es war an der Zeit, unsere Gruppe zu inventarisieren. Die Bestandsaufnahme bedeutet, dass wir die Tiere wiegen und messen, aber sie auch zusätzlich kontrollieren. Stimmen alle Aufzeichnungen in der Verwaltung noch mit der tatsächlichen Anzahl der Tiere im Gehege? Und stimmt die Anzahl der Geschlechter der Tiere noch? Bei Jungtieren lässt sich noch nicht genau erkennen, ob es sich um eine weibliche oder eine männliche Schildkröte handelt. Die Zuchtbuchhalter in Prag möchten auch gerne Fotos von den Panzern der Tiere für eine Studie nach der Geschlechtsbestimmung anhand der Panzer. So geschah es dann auch: Am 4. Dezember 2015 haben wir alle Schildkröten in der Mangrove gefangen, und auch die Schlangenhalsschildkröten (wenn wir schon dabei sind ...). Die Tiere wurden gewogen und gemessen. Darüber hinaus wurden Fotos gemacht und den Flussschildkröten ein wenig Blut für DNA-Tests entnommen. Die Blutabnahmen sind nicht ohne Risiko, da dies genau unter dem Schild über dem Kopf geschieht. Man muss aufpassen, dass man nicht zu nahe an den Kopf kommt, denn die Tiere können richtig hart zubeißen. Das kann sogar Finger kosten!
Wir wissen wie diese Tiere zu uns gekommen sind, aber woher sie genau stammen, wissen wir immer noch nicht. Möglicherweise können DNA-Tests in der Zukunft hierauf eine Antwort geben. Nach der Bestandsaufnahme zeigte es sich, dass sich glücklicherweise alle anwesenden Tiere in einem guten Zustand befanden. Wir mussten nur bei einem Tier das Geschlecht in unseren Daten anpassen. Auf diese Weise lernen wir diese besonderen, großen und starken Tiere allmählich kennen, die ein geheimnisvolles Leben in langsam fließenden Flüssen führen.
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