Das Einhorn wird meistens in der Gestalt eines Pferdes dargestellt, das ein langes Horn auf der Stirn trägt. Das Fell des Tieres ist schneeweiß, die Augen sind blau und das Horn ist für gewöhnlich spiralförmig gedreht. Daneben gibt es Darstellungen, auf denen das Einhorn zwar den Körper eines Pferdes, aber den Kopf und die Hufe einer Ziege hat. In einigen Überlieferungen wird auch behauptet, das Horn hänge schlaff über dem Kopf und richte sich nur dann auf, wenn das Tier in Wut gerät. Meistens jedoch werden Einhörner mit einem geraden, aufrechtstehenden Horn dargestellt.
Es wird angenommen, dass die Ursprünge der Einhorn-Legenden aus Indien stammen. Die Überlieferung besagt, dass Indien einst das Paradies auf Erden war. Damals lebte dort ein starker junger Mann als Einsiedler am Ufer eines blauen Sees. Auf magische Weise wurde eine Gazelle von ihm befruchtet, als sie in diesem See badete. Und so gebar sie Ekashringa: den gehörnten Einsiedler, das Einhorn.
Das Einhorn ist ausgesprochen schnell und so ist es praktisch unmöglich, das Tier zu fangen, ohne eine List anzuwenden oder ihm eine Falle zu stellen. Eigentlich kann ein Einhorn nur von einer Jungfrau gefangen und gezähmt werden. Jungfrauen symbolisieren Unschuld und Reinheit und das Tier fühlt sich von ihnen stark angezogen. Wenn sich ein junges Mädchen auf ein offenes Feld setzt, wird das Einhorn mit nervösem Schnauben und zitternden Flanken erscheinen. Es wird sich der Jungfrau vorsichtig nähern, neben ihr in die Knie gehen und seinen Kopf in ihren Schoß legen. Es gibt noch eine weitere Methode, ein Einhorn zu erwischen: Man reizt das Tier so lange, bis es zum Angriff übergeht. Wenn man sich dann mit dem Rücken gegen einen Baum stellt und im letzten Moment einen Schritt zur Seite macht, rammt das wütende Tier sein Horn in den Baum.
Auch in der christlichen Ikonographie spielt das Einhorn eine Rolle: Vom Engel Gabriel gejagt lief das Einhorn zur Jungfrau Maria und legte seinen Kopf in ihren Schoß.
Das Eale oder Yale lebte in Südindien und hatte wie viele Einhörner einen Ziegenbart, aber auch zwei spiralförmige Hörner, die es in jede gewünschte Richtung drehen konnte. Dank dieser Fähigkeit war das Eale ein gefürchteter Kämpfer. Der Legende nach hielten die Inder diese Tiere in ihren Tempeln, um böse Geister fernzuhalten.
Einhörner kommen auch in der chinesischen und japanischen Mythologie vor. In China erschien ein Einhorn einer jungen Frau als Bote des Glücks. Es trug eine Tafel aus Jade bei sich, auf der geschrieben stand, dass der Sohn, den sie gebären sollte, ein Fürst ohne Thron werden würde. Ihr Sohn war Konfuzius. Das japanische Einhorn hat die Eigenschaft, in Gerichtssälen aufzutauchen, wo es die Unschuldigen befreit und die Schuldigen tötet. Sogar Caesar berichtet in seinem berühmten Werk „De Bello Gallico“ von einem Einhorn, das er in Deutschland im Schwarzwald gesehen habe. Auch in den Geschichten über König Arthur ist von magischen Begegnungen zwischen ihm und einem Einhorn die Rede. Einhörner spielen also in vielen verschiedenen mythischen Überlieferungen eine wichtige Rolle und regen auf der ganzen Welt die Fantasie der Menschen an.
Einer Legende nach schenkte die Königin von Ägypten Alexander dem Großen bei seiner Geburt ein prächtiges Pferd, das er wegen seiner immensen Kraft Bucephalus oder Bukephalos – der Ochsenköpfige – nannte. Es heißt, es habe sich um ein mythisches Tier gehandelt, ein Einhorn mit einem stolzen Horn aus Elfenbein auf der Stirn und dem tiefgrünen Schwanz eines Pfauenvogels. Alexander erlebte fantastische Abenteuer mit Bucephalus, der sich vor nichts und niemandem fürchtete und nur Alexander als Reiter duldete. Als sein treues Streitross nach einem langen Leben starb, war Alexander tief betrübt und ließ zu seinen Ehren sogar eine Stadt erbauen. Bucephalus hat wirklich existiert und gehörte auch tatsächlich Alexander dem Großen, aber er war natürlich ein normales Pferd. Doch wegen der außergewöhnlichen Leistungen Alexanders, dem es gelang, ein riesiges Reich zu erobern, waren die Menschen noch Jahrhunderte später tief von ihm beeindruckt. Die Geschichten, die man über ihn erzählte, wurden oft von Mund zu Mund überliefert und gerieten im Laufe der Zeit immer bunter, abenteuerlicher und fantastischer. Das erklärt vermutlich, dass ein so außergewöhnlich fähiger Feldherr in den Augen des Volkes über ein sagenhaftes Reittier verfügt haben muss.
Den Erzählungen zufolge führen der Löwe und das Einhorn einen ständigen, erbitterten Kampf darum, wer der Herrscher des Waldes ist. Der Ausgang ihres Streits hängt von der Jahreszeit ab. Im Frühling ist das Einhorn stärker, während im Sommer der Löwe den Sieg davonträgt. Dann zieht sich das Einhorn in den Wald zurück und wartet auf den nächsten Frühling, um sich erneut dem Kampf gegen den Löwen zu stellen.
Es heißt, wenn ein Mensch Gift aus dem Horn eines Einhorns trinken würde, wäre der Trank völlig ungefährlich. Zu Pulver vermahlen gilt das Horn als starke Liebesdroge. Schon für ein Gramm dieses Pulvers werden enorme Summen gezahlt. Leider besteht dieser Aberglaube noch heute und sorgt dafür, dass viele Nashörner Wilderern zum Opfer fallen.
Lange schraubenförmige Hörner, die man an Nordmeerküsten fand und die im Mittelalter als Beweis für die Existenz von Einhörnern galten, erwiesen sich bei näherer Betrachtung als Stoßzähne des Narwals (einer Zahnwal-Art). Dennoch verkauften Betrüger im Laufe der Jahrhunderte Narwal-Stoßzähne als äußerst seltene Hörner des Einhorns für viel Geld an leichtgläubige Käufer.
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