Lange gehofft, wiederholt Anlauf genommen, nie geglückt, bis ...
Lange gehofft, wiederholt Anlauf genommen, nie geglückt, bis ... Wenn Sie diesen Text gelesen haben, werden Sie besser verstehen, was ich mit diesem Satz umschreibe. Schwarzspitzenriffhaie leben seit Tag 1 in Burgers’ Ocean. Zwei Männchen kamen 1999 aus dem London Zoo nach Arnheim: Fatty und Skinny. Fatty zog einige Zeit später noch einmal um, so dass Platz für einen weiblichen Schwarzspitzenriffhai entstand. Seitdem ist die Gruppe angewachsen auf zwei Männchen und vier Weibchen. Eine gute Gruppe, um zu züchten.
Haie und Rochen haben drei verschiedene Methoden, um sich fortzupflanzen. Es gibt die eierlegenden Arten wie den Epaulettenhai und den Leopardenhai. Dann gibt es die Lebendgebärenden, bei denen das Ei im Körper des Tieres „gelegt” wird und sich der Embryo im Bauch des Muttertieres entwickelt. Bei manchen Arten werden die Jungen unabhängig vom Dottermaterial sogar bereits im Bauch gefüttert. So werden die Jungtiere bereits relativ groß geboren, wie bei den Adlerrochen. Der dritte Typus sind die lebendgebärenden Arten mit einer Placenta, die vergleichbar ist mit der Placenta von Säugetieren. Der Schwarzspitzenriffhai und der Kleine Schwarzspitzenhai gehören, was die Fortpflanzung angeht, zur letzteren Art.
In Burgers’ Ocean hatten sowohl die Weibchen des Schwarzspitzenriffhais, als auch des Kleinen Schwarzspitzenhais und früher auch des Weißspitzenriffhais regelmäßig einen dicken Bauch, der plötzlich wieder verschwand. Vermutlich waren die Weibchen trächtig und haben Junge geboren. Ein Beweis für die Geburten fand sich auch: nämlich in der Form von Geweberesten, die im Becken trieben. So ein Gewebe ist ein dünner Sack, in dem das Jungtier 10 bis 14 Monate lang gewachsen ist. Wir vermuten, dass die Jungen nach der Geburt von anderen Haien im Becken gefressen wurden. Um dem vorzubeugen, haben wir dann in der Vergangenheit die dicker werdenden Weibchen der Schwarzspitzenhaie und der Schwarzspitzenriffhaie eine Zeit lang separat untergebracht, aber auch das hat leider nicht zu lebenden Jungtieren geführt.
Das änderte sich, als plötzlich eines Abends Ende April gegen sechs Uhr Unruhe im Haibecken zu beobachten war. Zwei Haie verfolgten einander. Eine Paarung? Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass am weiblichen Hai ein kleinerer Schwanz erkennbar war. Wir waren Zeugen einer Geburt! Fantastisch! Aber auch ein Haimännchen war offensichtlich Zeuge der Geburt, denn er schwamm fortlaufend dicht hinter dem Muttertier her. Als wir dann am Fenster zum Becken standen, stellte sich heraus, dass wir die ganze Zeit die Geburt des zweiten Jungtiers beobachtet hatten, denn plötzlich sahen wir ein weiteres Jungtier umherschwimmen ... bis dieses vor unseren Augen von einem Schwarzspitzenriffhai gefressen wurde. Also, schnell an die Arbeit und das zweite Junge aus dem Wasser fischen. Doch Nummer 2 wurde geschnappt, bevor wir ihn mit dem Netz erreichen konnten. Bei Nummer 3 und 4 allerdings konnten wir die Jungtiere schnell genug fangen. Die zwei neugeborenen Schwarzspitzenriffhaie wurden in ein Quarantänebecken umquartiert. Wenige Tage später ist leider eines verstorben, aber dem letzten Jungtier geht es auch drei Monate später hervorragend und es frisst gut. Endlich ist es geglückt!