In Burgers‘ Zoo befassen sich fast fortwährend Studenten und andere Forscher damit, das Verhalten unserer Tiere zu ergründen. Einige jüngere Forschungsprojekte haben wir unseren Besuchern im vergangenen Oktober im Rahmen der niederländischen „Woche der Biologie“ bzw. des „Wissenschaftswochenendes“ in einer Ausstellung präsentiert. Zu einem dieser Projekte – die nächtliche Beobachtung von Giraffen mithilfe von Infrarotkameras – treffen die ersten Analysen ein. Die Ergebnisse sind druckfrisch und wurden noch nie zuvor veröffentlicht. Wir möchten sie Ihnen hier gerne vorstellen.
Eine Forschungsgruppe der Goethe-Universität Frankfurt arbeitet unter Leitung der Biologin Anna Lena Burger an einer groß angelegten Untersuchung des Schlafverhaltens bei Giraffen. Die Untersuchung findet sowohl in freier Wildbahn in Namibia als auch in zehn verschiedenen Tierparks statt. Wir haben uns mit unseren Giraffen begeistert an dieser Verhaltensstudie beteiligt, denn wir gewinnen dadurch nicht nur neues Wissen über das Schlafverhalten von Giraffen im Allgemeinen, sondern erfahren auch konkret, was unsere Giraffenherde nachts so alles anstellt!
Um die Giraffen zu filmen, wurden in beträchtlicher Höhe – außerhalb der Reichweite der höchsten landlebenden Tiere der Welt – Infrarotstrahler und -kameras installiert. Von Mitte Dezember 2016 bis in den Sommer 2017 standen die Giraffen täglich von 17 Uhr nachmittags bis 7 Uhr morgens unter Beobachtung. Das Analysieren und Auswerten dieser enormen Menge von Filmmaterial ist eine große Aufgabe, aber inzwischen sind erste Ergebnisse aus diesem Untersuchungszeitraum bekannt.
Es ist bekannt, dass Giraffen nur „Nickerchen“ machen. Um zu schlafen gehen sie in die Knie, drehen den Hals nach hinten und legen den Kopf auf den Rücken oder die Hüfte. Der Literatur zufolge dauert eine Schlafphase bei einer Giraffe jeweils nur sechs bis acht Minuten, wobei pro Nacht für gewöhnlich drei solcher Schlafphasen stattfinden. Unsere Giraffen weichen ganz offensichtlich von dieser Beschreibung ab: Sie schlafen noch kürzer, dafür aber häufiger! Sie halten durchschnittlich zehnmal pro Nacht ein Schläfchen, das genau eine Minute dauert. Diese Powernaps sind auf drei Phasen verteilt: zwischen 20 und 22 Uhr, zwischen 23 und 1 Uhr und schließlich zwischen 3 und 4 Uhr morgens. In der Zeit dazwischen schläft so gut wie keine unserer Giraffen. Vielmehr beschäftigen sich die Tiere in der übrigen Zeit mit Fressen und Wiederkäuen. Allerdings ruhen Giraffen zwischen den Kraftnickerchen durchaus länger in sitzender Position mit erhobenem Kopf. Dafür haben sie klar erkennbare Lieblingsplätze im Stall, an denen sie in Gruppen zusammenliegen. Die Bevorzugung eines bestimmten Schlafkameraden konnte allerdings nicht festgestellt werden.
Wenn in dem vollständigen Bericht von Anna Lena Burger weitere interessante Details bekannt werden, informieren wie Sie darüber mit Sicherheit in der nächsten Ausgabe von ZieZoo. Wie lange benötigen Giraffen beispielsweise, um ihren Schlaf an die Sommerzeit anzupassen? Und verändert sich ihr Schlafverhalten mit der Länge des Tageslichts? Vielleicht wissen wir es bald!
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